Korsika Trip mit der Dominator

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NX84
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Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von NX84 »

Hallo zusammen!

Die letzten Male war ich hier auf Teilesuche um die letzten Vorbereitungen für eine Reise nach Korsika zu tätigen.

Zwischenzeitlich ist die Reise schon wieder vorbei und ich will einige Infos zur Vorbereitung, Reise und Fazit berichten.
Reiseberichte aus Korsika gibt es viele und vermutlich deutlich bessere als ich ihn schreiben würde. :)
Daher berichte ich vornehmlich von den Vorbereitungen und dem Reisen mit der Dominator selbst.
Vielleicht hilft oder inspiriert es ja dem einen oder der anderen.

Um ganz vorne anzufangen, beginnen wir mit der Planung:
Im Sommer 2023 haben vier Kumpels und ich die Entscheidung getroffen, die erste Motorradreise zu machen die über das klassische,
lange Wochenende hinaus geht.
Recht bald fiel die Wahl auf Korsika, da zwei Personen aus der Gruppe die Insel schon recht gut kannten.
Ich persönlich musste erstmal googlen, was ungefähr auf mich zukommt.
Zusammengefasst: Gutes Wetter, maximal kurvige Straßen und vielleicht auch mal unvorhersehbare Hindernisse auf oder neben der Straße.
Da wir einige Familienväter dabei hatten, war klar dass die Reise nicht in der Hauptsaison stattfinden und das Budget nicht den Familienurlaub sprengen darf. ;)
Somit haben wir eine gute Woche auf Mitte Juni 2024 angesetzt.

Als Ziel und Termin fix waren, kam die Überlegung, mit welcher Maschine ich die Reise antrete.
Entgegen der vorhandenen Mopeds wollte ich eine leichte Maschine für die nicht endenden Kurven aber auch mal runter von der Piste.
Ich habe mich bekanntermaßen für die Dominator entschieden und eine Maschine in Stuttgart gekauft, die bereits für größere Touren her gerichtet wurde.
Siehe auch viewtopic.php?p=98692#p98692

Wie viel Aufwand der weitere Aufbau beanspruchen wird, war mir zu der Zeit noch nicht klar.

Die Vorbereitung:
Der TÜV der Maschine lief im Oktober aber und daher habe ich sie nach dem Kauf und nur einer einzigen kurzen Fahrt abgemeldet.
Sie sollte einen vollständigen Check bekommen und evtl. auch noch ein paar Extras die entweder für die große Tour oder einfach nur für die Optik sein sollten. 8-)

Die Liste der To Dos findet ihr in der oben verlinkten Vorstellung doch nun nochmal im Detail:
  • Wilbers Federbein hinten undicht ->Wechsel auf Wilbers 640
  • Eine der drei Schrauben vom Ölfilterdeckel wurde vom Vorbesitzer abgerissen -> Erledigt
  • Federbein vorne straffere Federn -> Gabel wurde nur überholt da bereits Federn von Wilbers verbaut waren
  • Ventilspiel -> Erledigt
  • sämtliche Flüssigkeiten -> Erledigt: Bremsflüssigkeit DOT 4 + 15W40 mit MO2 Zusatz
  • originaler Fender vorne + Gabelstabi -> Erledigt
  • Koffer -> Habe mich statt für Koffer für Softgepäck von Givi Entschieden
  • Reifen -> Heidenau K60 Scout
  • Hauptständer -> Nicht erledigt! Habe für die RD08 keinen passenden Hauptständer gefunden
  • Ölkühler -> Erledigt: Setrab Pro Line

Hinzu gekommen ist ein Umbau auf einen Rally Tower. Hauptsächlich wegen der Optik aber abgesehen davon auch für besseres Licht und einen gewissen Wind- und Wetterschutz.



Nach einigen Monaten der Arbeit trennte mich eine Zulassung und somit auch TÜV von der anstehenden Reise.
Im ersten Anlauf habe ich den Dekra Stützpunkt in Reutlingen kontaktiert um vorab die Eintragungen und Unterlagen durchzusprechen.

Nach längerer Wartezeit auf den Termin wurde diese vom Prüfer Krankheitsbedingt wieder verschoben. Also wieder warten. :cry:
Um die Wochen nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen, habe ich vorab alle Infos an den Prüfer weitergeleitet um offensichtliche Probleme ggf. noch beheben zu können.

Leider hat die Vorbereitung und der Austausch der Dokumente nicht verhindert dass ich letztendlich nach kurzer Besichtigung doch eine Absage bekommen habe.
Es wurden unterschiedliche Mängel benannt die, naja, etwas weit her geholt schienen.
Ich will dem Prüfer nicht zu nahe treten aber es war klar, er will an das Bike und insbesondere den Umbau der Front nicht dran.
Das ärgerliche daran ist, dass man das vielleicht doch auch vorher schon hätte klären können.

Jedenfalls habe ich auf dem Rückweg beschlossen die Maschine spontan beim TÜV vorbei zu bringen.
Keine vorab Besprechung, keine Liste aller Umbauten, keine Terminvereinbarung und was soll ich sagen?
Die Dame war freundlich und kompetent, sie hat letztendlich sogar selbst angeboten alles einzutragen, sofern denn alles passt.
Ich hatte keine Zeitnot und das Moped und die Unterlagen kurzerhand dort gelassen.
Am nächsten Tag war dann klar, dass nur eine Korrektur notwendig sei.
Und das war nicht der zuvor bemängelte Tower sondern der Kunststofftank zu dem ich nur einen Prüfbericht und keine ABE oder Teilegutachten vorlegen konnte.
Mit dem Ergebnis konnte ich arbeiten, also wurde ein originaler Tank, Hahn und Deckel verbaut und der TÜV endlich bestanden.

Am nächsten Tag wurde die Maschine zugelassen und es blieb noch knapp eine Woche für eine Probefahrt und letzte Korrekturen bevor es los gehen sollte.

Probefahrt und letzte Korrekturen am Bike:
Kurzerhand habe ich eine Tour an den Bodensee mit ca. 250km geplant und die erste Hälfte verlief problemlos.
Auf der Rückfahrt kam ich dann auf der schwäbischen Alb in ein heftiges Unwetter.
Ergebnis:
Der Kühler Streift am vorderen Schutzblech wenn stark eingefedert wird
Der im Handbuch angegebene Luftdruck scheint mir recht niedrig
Der GPR Auspuff ist mir zu laut und die Maschine knallt sehr laut hörbar wenn sie abtourt
Irgendwo muss Wasser eingetreten sein weil sie Aussetzer bekommen hat
Der Lenker muss höher um stehend fahren zu können -> Riser verbaut

Vor der Abreise hatte ich noch etwas Luft um die Fehler zu beheben und wollte somit auch den Schalldämpfer in Angriff nehmen.
Obwohl beide DB Eater (Einlass und Auslass des Dämpfers) verbaut waren und der DB Eater am Auslass schon "leise" war, musste ich ihn leiser bekommen.
Die naheliegendste und schnellste Lösung war es, den Dämpfer zu öffnen und neu zu dämmen.

Die bittere Erkenntnis kurz vor Abreise war, der Dämpfer lässt sich nicht nachstopfen.
Das musste ich lernen als ich versuchte den Auslassdeckel zu entfernen -> vergeblich
Dann habe ich versucht den Einlassdecke versucht zu entfernen -> vergeblich
Beide Deckel waren eingeklebt und es gibt eigentlich nur zwei Punkte an denen man ziehen bzw. festhalten kann.
Auf Einlassseite sind es die beiden Haken für die Federn und auf Auslassseite die Bohrung mit der der DB Eater eingeschraubt wird.
Weder mit gut zureden, Hitze oder Gewalt ließen die Deckel sich austreiben. Letztendlich ist dann einer der beiden Haken abgerissen. :evil:
Mein Fehler aber somit blieb als Ultima Ratio nur, den Dämpfer knapp neben dem Deckel aufzutrennen und 2cm zu kürzen.
Darauf folgte die bittere Erkenntnis, selbst jetzt lassen sich die Deckel nicht abnehmen, da diese im Inneren durch das Siebrohr fest miteinander verbunden sind.
Damit war der Dämpfer schrott. Im Nachhinein fragt man sich, wieso man es nicht einfach gelassen hat. :roll:

Keiner der Händler hatte das passende Teil auf Lager, auch EGU hat entgegen deren HP nichts auf Lager. :o

Somit blieb nur GPR in München die zuvor schon geduldig mit den DB Eatern unterstützt hatten.
Obwohl laut Homepage nichts für die Dominator auf Lager war, hat Michael von GPR hat es fertig gebracht mir während den 3h Anfahrtszeit einen Dämpfer zu organisieren.
Nagelneu mit den Teilen die ich nicht wieder verwenden konnte und das während seiner Mittagspause.
FETTES Dankeschön für die Hilfe und den super netten Kontakt, das war nicht selbstverständlich!

Somit war das letzte Puzzlestück gefunden und abends noch verbaut. Ich war Startklar für eine gute Woche Korsika.
8-)
Route.JPG
Route.JPG (158.83 KiB) 4528 mal betrachtet
Unterwegs waren wir mit:
2x BMW GS 1250
1x BMW GS 800
1x BMW F 800
1x meine RD08

Somit war klar dass die An- und Abreise zäh werden.
Zunächst hatten wir geplant die Maschinen mit zwei Zugfahrzeugen und Hänger bis kurz vor Livorno zu fahren.
Die Idee haben wir im Laufe der Vorbereitungen gekippt da der Aufwand doch recht hoch ist bis man alles zusammen hat.
Hänger waren das kleinere Problem aber man benötigt ja auch noch Wippen, Gurte, Zusatzhaken am Hänger, Vignetten, usw... und dann auch noch Fahrzeuge in denen Mensch und Material unter kommt....
Kurzum: Die Vorbereitung mit Hänger zufahren + das damit Verbundene Tempolimit dauert vermutlich länger als auf eigener Achse zu reisen.
Zwei schweizer Vignetten für die Zugfahrzeuge hatten wir schon online gekauft. Diese lassen sich leider nicht übertragen.

Die Reise
Ich bin mit dem Kumpel und der F800 vor gefahren mit 100 - 110 GPS Km/h zum ersten Zwischenziel in Erba.
Die drei restlichen Mitfahrer sind ca. 13 Uhr gestartet und kamen gute 30min nach uns in Erba an.

An Tag zwei sind wir von Erba in einen Ort bei Livorno gefahren bei dem wir unsere Zuggespanne geparkt hätten.
Top Wetter, Pool und mehr Zeit als geplant. So kann der Urlaub beginnen. :)
20240614_164444.jpg
Am dritten Tag ging es früh Morgens nach Livorno an den Hafen.
Tipp für die die wie ich bisher nicht in einem großen Hafen mit Bike auf eine Fähre wollten.
Mit dem Motorrad nicht in die Schlange stellen. :) Entweder haben wir frech überholt oder wurden von den Hafenmitarbeitern selbst an den PKWs vorbei gelotzt.
Darüber hat sich auch niemand beschwert. Das hat uns viiiiel Wartezeit in der Schlange gespart.
Die Kollegen mit schweren Bikes hatten einigen Bammel vor dem Rangieren an an Bord des Schiffes.
Sofern man die Anweisungen der Arbeiter beachtet und etwas vorsichtig ist, kann eigentlich nichts schief gehen.
20240615_070540.jpg
Umgehen kann man die Wartezeiten aber praktisch nicht. Die Frage ist nur, wo man wartet. :)
Auf dem Bike oder an Bord im besten Fall mit Sitz- oder gar Liegeplatz oder am Kiosk.

Verzurrt wurden die Maschinen von den Arbeitern, wobei wir kaum Seegang hatten und es auch nur ein Gurt je Moped war.
Dazu stehen die Maschinen zweireihig auf dem Seitenständer in Richtung der Wand.
Manche hatten Decken dabei, die waren aber eigentlich überflüssig da nicht über die Sitzbank verspannt wurde sondern vom Soziusgriff an die Bordwand.

Angekommen in Korsika ging es von Bastia zur Unterkunft nach Ghisonaccia.
Dort hatten wir auf einem Campingplatz zwei Unterkünfte gemietet und konnten die Fahrzeuge direkt davor parken.
In der Nebensaison echt preiswert und der Platz war genau wie der Strand angenehm leer.

In den folgenden Tagen haben wir in verschiedene Touren gemacht.
Eine der ersten Fahrten war eine Rundtour über knappe 290km mit satten 6h reiner Fahrzeit.
Route auf Korsika.JPG
Mit diversen Stops waren wir quasi den ganzen Tag unterwegs.
Auf dieser Fahrt gab es an der Dominator den ersten und einzigen Ausfall.
Für das Wilbers Federbein hatte ich eine hydraulische Federvorspannung geordert um bei wechselnder Beladung bequem die Vorspannung einstellen zu können.
Den Versteller hatte ich mittels eines Scheinwerferhalters von Louis am Heck montiert.
Dieser Halter ist während der Fahrt gebrochen. :shock:
20240624_115625.jpg
Der Versteller baumelte dann an der Stahlfelxleitung und kam zwischen Reifen/Felge und Schwinge wo er gut spür- und Hörbar sprichwörtlich durchmassiert wurde.
20240624_115639.jpg
Glücklicherweise konnte ich gleich anhalten und den Versteller provisorisch per Kabelbinder befestigen.
Trotz der Kampfspuren funktioniert er noch tadellos.
20240624_115833.jpg
Das Federbein selbst hat sich für mich als sehr gute Wahl herausgestellt. Viel Reserve und Komfort und nachdem ich die Zugstufe um 2 Klicks geschlossen hatte, war auch
das Nachwippen mit Gepäck erledigt.
20240624_115703.jpg
In den verbleibenden Tagen folgten Ausflüge nach Bonifacio und Porto Veccio.
Porto Veccio.JPG
Porto Veccio.JPG (78.04 KiB) 4528 mal betrachtet
Bei 28° - 37° C Außentemperatur habe ich mir zwei Tage Pause gegönnt und einen davon für Wartung inkl. Ölwechsel vorgesehen.
Da ich die Maschine vor Abfahrt kaum gefahren bin und den Ölverbrauch nicht kannte, wollte ich zumindest die Option haben
unterwegs nachzufüllen und ggf. auch zu wechseln da wir die 3tkm voll machen würden und davon knapp 2/3 Autobahn waren.
Wer es zu Beginn nicht überlesen hat, weiß dass ich 2% MO2 Zusatz im Motoröl gefahren bin.
Das hatte den Nebeneffekt dass mein Schleifpunkt schon zu Beginn der Fahrt gewandert ist.
Die Kupplung rutschte nicht durch aber es war eben auffällig und kalt noch etwas mehr als warm.

Da ich zwei Liter mit MO2 dabei hatte und doch einiges nachfüllen musste, habe ich vor Ort nochmal einen Liter ohne den Zusatz besorgt.
Kurzfassung zum Ölwechsel unterwegs:
Es geht, macht aber kein Spaß. :D
20240621_112439.jpg
Mit dem Wechsel ist auch der Schleifpunkt zurück gewandert.
Künftig werde ich den Wechsel wenn möglich zuhause machen oder das Werkzeug nochmal etwas ergänzen.

Auf einer der Touren habe ich einen kurzen Abstecher abseits der Straße gemacht.
Schließlich will ich Mensch und Material zumindest mal kurz auf Tauglichkeit prüfen.
50m Abfahrt von der Straße an einen Fluss. Garniert mit fußballgroßem Geröll und feinstem Sand am Wasser.
Schön ausgesehen hat mein Abstecher sicher nicht aber die Maschine hat es ohne Murren weggesteckt.
Bilder habe ich davon zwar keine aber vielleicht kann ich demnächst ein paar Drohnenaufnahmen vom Kumpel beisteuern. :)
https://maps.app.goo.gl/UfWojBohVfCvk2qCA


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Etnah
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von Etnah »

Schöner Bericht und danke für so viel Aufwand.
Aber ich muß dich schelten. Ein Woche Korsika ist zu wenig. Du musst unbedingt länger bleiben.
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Hogi
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von Hogi »

Korsika? Da war was....
Klasse
IMG-20220528-WA0121.jpg
3 alte Doministis auf Korsika
Gruß
Hogi 8-)

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Moselaner
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von Moselaner »

Danke für den Bericht, schöner Trip! Auf Korsika war ich auch mal, aber ohne Mopete, zum Wandern. Hat mich einmal an meine Grenzen gebracht (War noch vor GPS und Wanderapps, Markierung fehlte plötzlich, aus geplanten 5 Stunden sind dann 10+ geworden, nicht genug Wasser dabei...etc ).

Gleich zu Anfang, als du geschrieben hast "Öl mit MoS2", dachte ich an Kupplungsprobleme - davon steht dann auch viel weiter unten in deinem Bericht. Ich denke, du hast Glück gehabt, dass die Kupplung nicht permanent gerutscht ist. Das Zeug ist nicht gedacht für den Einsatz an Nasskupplungen. Ich fahre das in meinen 4-rädrigen Oldies eigentlich seit Jahrzehnten, aber im Motorrad hab ich mich noch nicht getraut. Jedenfalls ist das Zeug gut für den gedachten Einsatz.
Aber Hauptsache, nicht liegengeblieben und ihr seid wieder heil zurück gekommen.
Grüße,
Klaus

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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von NX84 »

Teil 2: Rückreise und Fazit

Nach einer guten Woche ging es dann auch schon wieder zurück.
Wir hatten die 14 Uhr Fähre gebucht und waren gute 1.5h früher am Hafen.
Hier gab es für Bikes sogar eine extra Schlange in der wir uns ganz vorne hinter einem Slowaken einreihten.

Mit gut 1.5h Verspätung sind wir in Livorno angekommen und wollten noch ein paar KM machen.
Daher haben wir uns während dem Urlaub ein Hotel kurz vor Parma gesucht.
Am folgenden Sonntag standen gute 630km Autobahn und laut Wetterbericht auch Regen bevor.

Die Fahrt verlief zum Glück ohne Starkregen und somit auch ohne Auffälligkeiten an der Dominator.
Vor dem Brenner Tunnel kam es dann aber zu einigen KM Stau auf die keiner mehr wirklich Lust hatte.
Fest stand, in der Schweiz werden wir nicht zwischen den Spuren durchfahren aufgrund der drohenden Strafen.
Dann kam uns eine Idee Trick 17 anzuwenden den wir letztes Jahr zufällig auf einer Tour entdeckt hatten.

Kurzer Rückblick:
Wir waren über ein langes WE in den Bergen um einige Pässe zu fahren und mussten feststellen dass diese, auch der Brennerpass noch geschlossen sind.
Letzteres haben wir gemerkt nachdem wir abseits der Autobahn, parallel zu einem sehr langen Stau in Airolo, oberhalb des Tunneleingangs stoppen mussten.
Laut Google hätten wir ein ganzes Stück Rückwärts fahren müssen um uns dann in den Stau zu stellen.
Im Ort haben wir uns alle eine Vignette besorgt und der Verkäufer gab uns den Tipp, dass es im Ort einen nicht ausgeschilderten Zubringer auf die Autobahn
gibt der uns quasi direkt vor den Tunnel bringt und das ohne jeden Umweg.
Es hieß, an einem Kreisverkehr gibt es eine beschrankte Zufahrt die jede volle Stunde kurz geöffnet wird.
Wir machten uns auf den Weg und standen kurze Zeit am Rande des Kresiverkehrs bis tatsächlich die Schranke zur vollen Stunde auf ging.

Und uns kam die Idee dass wir genau das wiederholen.
Also vorbei am Stau auf der sehr langen Ausfahrt nach Airolo.
Nicht nur wir hatten diese Idee doch quasi alle wollten am Ende der Abfahrt sofort wieder auf die Autobahn.
Dort stand die Polizei an einer Schranke und ich kann nur vermuten wie die Glückwünsche des Polizisten ausgefallen sind.
Wir sind tatsächlich von der Bahn runter in den besagten Kreisverkehr und haben dort kurz vor der vollen Stunde pausiert.
Keine fünf Minuten hat es gedauert bis die Schranke geöffnet hat und wir zurück auf die Autobahn gelotzt wurden.
Airolo Shortcut.JPG
Auch wenn ich keine Verbotsschilder gesehen habe, ist das so sicher nicht für den normalen Verkehr vorgesehen.
Daher rate ich davon ab, das zu wiederholen.

Dass der Tunnel mit gemessenen 37°C nicht ganz ohne ist, werden die meisten schon wissen.

Es folgten weitere gut 300km auf denen allen anzumerken war dass physisch und psychisch die Luft raus war.

Womit ich beim persönlichen Fazit zu dem Moped-Urlaub in Korsika komme.

Selten war ich gedanklich so weit weg vom Alltag.
So viele Eindrücke, so viel Motorrad fahren, so wenig Leerlauf.
Was aber auch dazu führt, dass der Körper danach eigentlich eine Pause bräuchte! :)
Für mich war es ein Test, insbesondere wie es ist mit dieser Maschine in einer solchen Gruppe zu reisen.
Grundsätzlich hat die Maschine ohne Murren alles mit gemacht woran ich ehrlich gesagt Zweifel hatte.
Auf Korsika hätte ich mit den größeren Maschinen nicht tauschen wollen.
Auch auf wirklich zügigen Touren habe ich nichts vermisst.
Dass ein luftgekühlter 650er Einzylinder so viel Feuer hat und man auf engen Straßen selbst auf ordentlich profilierten Reifen locker
mit dem großen Gerät mithalten kann, war bis zu diesem Zeitpunkt nur eine Ahnung.
Auch Autobahn geht, sofern weder die Gruppe noch der Schweinehund einen stetig antreibt, die 110km/h zu überschreiten.
Für mich war es eine neue Erfahrung zu reisen, insbesondere auf der Autobahn und hab eigentlich nichts vermisst, außer eine bequemere Sitzbank. :)
Die Erkenntnis dass man auch mit einfacher Technik die selbe Reise machen kann und eigentlich nichts vermissen muss, ist zumindest für mich wertvoll.
Versteht mich nicht falsch! Ich fahre auch größere, schnellere und teurere Bikes aber ich habe auf die Art gelernt dass es eben auch einfach geht.

Fazit zur Technik:
Im gesamten Urlaub hatte ich nach den beschriebenen Umbauten eigentlich nur zwei echte Bedenken die letztendlich beide
auf den Öl- und Temperaturhaushalt zurückzuführen sind.
Das Öl täglich zu prüfen, nachzufüllen und die Temperatur ständig im Blick zu behalten müsste ich nicht unbedingt haben.
Der Ölkühler hat sicher positiv gewirkt, sitzt aber an seiner jetzigen Position im Windschatten und wird daher auch irgendwann verlegt.
MO2 werde ich weiterhin nutzen aber noch penibler auf die Mischung achten. Der Hersteller gibt bei Nasskupplungen 2% vor, die habe ich vor der Fahrt etwas überschritten.
Warum?
Letztendlich fürs Gewissen und in der Hoffnung, so eine größere Reserve zu haben.
Meine Mitfahrer haben mir quasi auf jeder Fahrt berichtet dass die Maschine hin und wieder stark riecht.
Da der Vergaser frisch überholt ist, vermute ich dass die Kollegen vorrangig verbranntes Öl gerochen haben. Das lässt auch der schwarze Ruß am Auspuff vermuten.
Ob Ölneben, abgeschiedenes Öl oder Öl aufgrund mechanischen Verschleiß im Motor verbrannt wird, kann ich aktuell nur erahnen.
Im Ersten Schritt werde ich vielleicht mal anderes Öl testen und mir die Kurbelgehäuseentlüftung / Sekundärluftsystem anschauen.
20240624_115740.jpg
Zur originalen Vergaserabstimmung kann ich nur sagen, dass mir das Gemisch insbesondere bei Teillast (Autobahn 100km/h) zu mager vorkommt.
Der Motor läuft etwas unwillig / ruckelig und auch die Temperatur steigt am schnellsten.
Fahre ich mit mehr Gas, läuft er kräftig und sauber und auch die Temperatur bleibt konstant oder fällt sogar.
Das ließ sich auf der Autobahn in den Schweizer Bergen ganz gut testen.
Ich werde irgendwann einen Mikuni testen wobei sich sicher auch das Original mit anderen Düsen optimieren liese.
Der verwendete Spritfilter hat nicht 100% gepasst, war aber trotz Schlauchgewirr völlig unproblematisch und gut fürs Gewissen.
20240624_115821.jpg
Von der Bereifung bin ich absolut begeistert. Ich hätte so viel Profil eigentlich nicht benötigt und konnte trotzdem uneingeschränkt mit
den straßenbereiften Maschinen mithalten.
Für mich haben sich 1.9 Bar vorne und 2.0 Bar hinten im Betrieb mit und ohne Gepäck auf der Straße bewährt.
20240624_115549.jpg
20240624_120136.jpg
Zum Auspuff kann ich nur sagen, sehr kerniger Sound, insbesondere wenn die Maschine richtig auf Temperatur ist.
Optisch gefällt er mir sehr gut.
Der Service vom deutschen GPR Importeur ist hervorragend, das habe ich ja bereits beschrieben. :)
Wäre er immer gleichbleibend laut/leise wie beim Kaltstart, wäre er für mich perfekt.
Nur dass er quasi direkt auf den originalen KZH bläst ist murks. Ich habe mir vor der Fahrt ein Blech gebogen, das hat aber sicher noch Ausbaupotential.
20240624_115505.jpg
20240624_115525.jpg

Gepäck:
2x 35 Liter Softgepäck reichen für mich auf einer vergleichbaren Tour vollständig aus. Die verwendeten Taschen haben die Tour trocken und unbeschädigt überstanden.

Federbein:
Habe ich ja bereits erwähnt. Für mich eine super Lösung!
Das noch höherwertige System ist laut Wilbers technisch identisch bis auf die Einstellung der Druckstufe und den externen Ausgleichsbehälter.
Letzteres spielt dann eine Rolle wenn es wirklich ins harte Gelände geht.

Tower:
Bietet guten Windschutz und Platz für Navigation.
Das Licht ist ok aber für Nachtfahrt echt nicht der Hit. Ich werde schauen ob ich Ersatz als LED bekomme.
Ab 100km/h habe ich bei meiner Einstellung des Windschilds leichte aber dauerhaft spürbare und sehr unangenehme Vibrationen. Wenn ich Zeit und Lust habe, werde ich die Einstellung nochmal variieren oder einen kelinen Spoileraufsatz testen.
20240624_115721.jpg
20240624_115730.jpg
Ich hab sicher etwas vergessen, muss aber leider für heute Schluss machen.

Zum Schluss nochmal ein Gesamtbild von Korsika:
20240621_182551.jpg
Freue mich über eure Rückmeldung! :)

Steve
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langer
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von langer »

Mit der Verlegung des Spritschlauch handelst du dir Unvorhersehbares ein.
Es muss nicht, aber es kann sein, dass einige der erwähnten Abstimmungs-Ungereimtheiten darauf beruhen (situationsbedingter schwankender Schwimmerstand).
Ich schreibe das nur, da evtl. alle Versuche diese Fehler zu finden in die Irre führen und all die Einstellungen die du deshalb machst, dadurch keine Konstanz haben könnten.
Grüsse langer 8-)
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von langer »

PS. Evtl. liesse sich dieser Ölkühler um 180° gedreht anbringen, sodass die Anschlüsse unten sind.
Dann wäre er vor dem Zylinder weg und evtl. nur noch vor einem (wenn Strömungstechnisch überhaupt) kleinen Teil des Kopf.
Vorraussetzung ist natürlich die Freigängigkeit der Gabel oben, aber das kann man ja austesten.

Oder du suchst dir einen passenden Radiator mit weniger klobigen/Platzverschwendenden Anschlüssen aus dem PC Custom Wasserkühlungsbereich (unendlich viel Auswahl).
Grüsse langer 8-)
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von Gockel500 »

Hi Steve,

danke für deinen ausführlichen und sehr interessanten Bericht aus Korsika. Mit der Dominator kann man eigentlich überall hinfahren, da braucht man nicht das allermodernste Gerät dazu.
Mit dem Acerbis Tank hast noch dazu eine gute Reichweite für längere Etappen. Ich habe einen Acerbis auf meiner XT und komme damit ca. 400 Kilometer weit.
Die gleichen Reifen habe ich auch drauf. Sind auch super zum Reisen geeignet.

Eine Frage habe ich: Am Foto mit dem Hinterreifen sind in der Felge innen zwei Muttern zu sehen. Was hast du da eingebaut? Einen Reifenhalter?

Lieben Gruß, Flo
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Re: Korsika Trip mit der Dominator

Beitrag von NX84 »

Hallo Flo,

Du liegst völlig richtig.
Der Vorbesitzer hat die Reifen auf der Felge verschraubt um im Gelände niedrige Luftdrücke fahren zu können.
Interessant ist, dass einer der Vorbesitzer mit der Maschine schon in Afrika unterwegs war.

Ich habe bei der Reifenmontage quasi mein komplettes Arsenal an Wuchtgewichten verwenden müssen und befürchtet dass es deutlich spürbar ist auf der Straße.
Das war überhauptnicht der Fall.
Daher werde ich den Halter auch verbaut lassen, falls ich doch mal ins Gelände will.

VG
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