Die letzten Male war ich hier auf Teilesuche um die letzten Vorbereitungen für eine Reise nach Korsika zu tätigen.
Zwischenzeitlich ist die Reise schon wieder vorbei und ich will einige Infos zur Vorbereitung, Reise und Fazit berichten.
Reiseberichte aus Korsika gibt es viele und vermutlich deutlich bessere als ich ihn schreiben würde.
Daher berichte ich vornehmlich von den Vorbereitungen und dem Reisen mit der Dominator selbst.
Vielleicht hilft oder inspiriert es ja dem einen oder der anderen.
Um ganz vorne anzufangen, beginnen wir mit der Planung:
Im Sommer 2023 haben vier Kumpels und ich die Entscheidung getroffen, die erste Motorradreise zu machen die über das klassische,
lange Wochenende hinaus geht.
Recht bald fiel die Wahl auf Korsika, da zwei Personen aus der Gruppe die Insel schon recht gut kannten.
Ich persönlich musste erstmal googlen, was ungefähr auf mich zukommt.
Zusammengefasst: Gutes Wetter, maximal kurvige Straßen und vielleicht auch mal unvorhersehbare Hindernisse auf oder neben der Straße.
Da wir einige Familienväter dabei hatten, war klar dass die Reise nicht in der Hauptsaison stattfinden und das Budget nicht den Familienurlaub sprengen darf.
Somit haben wir eine gute Woche auf Mitte Juni 2024 angesetzt.
Als Ziel und Termin fix waren, kam die Überlegung, mit welcher Maschine ich die Reise antrete.
Entgegen der vorhandenen Mopeds wollte ich eine leichte Maschine für die nicht endenden Kurven aber auch mal runter von der Piste.
Ich habe mich bekanntermaßen für die Dominator entschieden und eine Maschine in Stuttgart gekauft, die bereits für größere Touren her gerichtet wurde.
Siehe auch viewtopic.php?p=98692#p98692
Wie viel Aufwand der weitere Aufbau beanspruchen wird, war mir zu der Zeit noch nicht klar.
Die Vorbereitung:
Der TÜV der Maschine lief im Oktober aber und daher habe ich sie nach dem Kauf und nur einer einzigen kurzen Fahrt abgemeldet.
Sie sollte einen vollständigen Check bekommen und evtl. auch noch ein paar Extras die entweder für die große Tour oder einfach nur für die Optik sein sollten.
Die Liste der To Dos findet ihr in der oben verlinkten Vorstellung doch nun nochmal im Detail:
- Wilbers Federbein hinten undicht ->Wechsel auf Wilbers 640
- Eine der drei Schrauben vom Ölfilterdeckel wurde vom Vorbesitzer abgerissen -> Erledigt
- Federbein vorne straffere Federn -> Gabel wurde nur überholt da bereits Federn von Wilbers verbaut waren
- Ventilspiel -> Erledigt
- sämtliche Flüssigkeiten -> Erledigt: Bremsflüssigkeit DOT 4 + 15W40 mit MO2 Zusatz
- originaler Fender vorne + Gabelstabi -> Erledigt
- Koffer -> Habe mich statt für Koffer für Softgepäck von Givi Entschieden
- Reifen -> Heidenau K60 Scout
- Hauptständer -> Nicht erledigt! Habe für die RD08 keinen passenden Hauptständer gefunden
- Ölkühler -> Erledigt: Setrab Pro Line
Hinzu gekommen ist ein Umbau auf einen Rally Tower. Hauptsächlich wegen der Optik aber abgesehen davon auch für besseres Licht und einen gewissen Wind- und Wetterschutz.
Nach einigen Monaten der Arbeit trennte mich eine Zulassung und somit auch TÜV von der anstehenden Reise.
Im ersten Anlauf habe ich den Dekra Stützpunkt in Reutlingen kontaktiert um vorab die Eintragungen und Unterlagen durchzusprechen.
Nach längerer Wartezeit auf den Termin wurde diese vom Prüfer Krankheitsbedingt wieder verschoben. Also wieder warten.
Um die Wochen nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen, habe ich vorab alle Infos an den Prüfer weitergeleitet um offensichtliche Probleme ggf. noch beheben zu können.
Leider hat die Vorbereitung und der Austausch der Dokumente nicht verhindert dass ich letztendlich nach kurzer Besichtigung doch eine Absage bekommen habe.
Es wurden unterschiedliche Mängel benannt die, naja, etwas weit her geholt schienen.
Ich will dem Prüfer nicht zu nahe treten aber es war klar, er will an das Bike und insbesondere den Umbau der Front nicht dran.
Das ärgerliche daran ist, dass man das vielleicht doch auch vorher schon hätte klären können.
Jedenfalls habe ich auf dem Rückweg beschlossen die Maschine spontan beim TÜV vorbei zu bringen.
Keine vorab Besprechung, keine Liste aller Umbauten, keine Terminvereinbarung und was soll ich sagen?
Die Dame war freundlich und kompetent, sie hat letztendlich sogar selbst angeboten alles einzutragen, sofern denn alles passt.
Ich hatte keine Zeitnot und das Moped und die Unterlagen kurzerhand dort gelassen.
Am nächsten Tag war dann klar, dass nur eine Korrektur notwendig sei.
Und das war nicht der zuvor bemängelte Tower sondern der Kunststofftank zu dem ich nur einen Prüfbericht und keine ABE oder Teilegutachten vorlegen konnte.
Mit dem Ergebnis konnte ich arbeiten, also wurde ein originaler Tank, Hahn und Deckel verbaut und der TÜV endlich bestanden.
Am nächsten Tag wurde die Maschine zugelassen und es blieb noch knapp eine Woche für eine Probefahrt und letzte Korrekturen bevor es los gehen sollte.
Probefahrt und letzte Korrekturen am Bike:
Kurzerhand habe ich eine Tour an den Bodensee mit ca. 250km geplant und die erste Hälfte verlief problemlos.
Auf der Rückfahrt kam ich dann auf der schwäbischen Alb in ein heftiges Unwetter.
Ergebnis:
Der Kühler Streift am vorderen Schutzblech wenn stark eingefedert wird
Der im Handbuch angegebene Luftdruck scheint mir recht niedrig
Der GPR Auspuff ist mir zu laut und die Maschine knallt sehr laut hörbar wenn sie abtourt
Irgendwo muss Wasser eingetreten sein weil sie Aussetzer bekommen hat
Der Lenker muss höher um stehend fahren zu können -> Riser verbaut
Vor der Abreise hatte ich noch etwas Luft um die Fehler zu beheben und wollte somit auch den Schalldämpfer in Angriff nehmen.
Obwohl beide DB Eater (Einlass und Auslass des Dämpfers) verbaut waren und der DB Eater am Auslass schon "leise" war, musste ich ihn leiser bekommen.
Die naheliegendste und schnellste Lösung war es, den Dämpfer zu öffnen und neu zu dämmen.
Die bittere Erkenntnis kurz vor Abreise war, der Dämpfer lässt sich nicht nachstopfen.
Das musste ich lernen als ich versuchte den Auslassdeckel zu entfernen -> vergeblich
Dann habe ich versucht den Einlassdecke versucht zu entfernen -> vergeblich
Beide Deckel waren eingeklebt und es gibt eigentlich nur zwei Punkte an denen man ziehen bzw. festhalten kann.
Auf Einlassseite sind es die beiden Haken für die Federn und auf Auslassseite die Bohrung mit der der DB Eater eingeschraubt wird.
Weder mit gut zureden, Hitze oder Gewalt ließen die Deckel sich austreiben. Letztendlich ist dann einer der beiden Haken abgerissen.
Mein Fehler aber somit blieb als Ultima Ratio nur, den Dämpfer knapp neben dem Deckel aufzutrennen und 2cm zu kürzen.
Darauf folgte die bittere Erkenntnis, selbst jetzt lassen sich die Deckel nicht abnehmen, da diese im Inneren durch das Siebrohr fest miteinander verbunden sind.
Damit war der Dämpfer schrott. Im Nachhinein fragt man sich, wieso man es nicht einfach gelassen hat.
Keiner der Händler hatte das passende Teil auf Lager, auch EGU hat entgegen deren HP nichts auf Lager.
Somit blieb nur GPR in München die zuvor schon geduldig mit den DB Eatern unterstützt hatten.
Obwohl laut Homepage nichts für die Dominator auf Lager war, hat Michael von GPR hat es fertig gebracht mir während den 3h Anfahrtszeit einen Dämpfer zu organisieren.
Nagelneu mit den Teilen die ich nicht wieder verwenden konnte und das während seiner Mittagspause.
FETTES Dankeschön für die Hilfe und den super netten Kontakt, das war nicht selbstverständlich!
Somit war das letzte Puzzlestück gefunden und abends noch verbaut. Ich war Startklar für eine gute Woche Korsika.
Unterwegs waren wir mit:
2x BMW GS 1250
1x BMW GS 800
1x BMW F 800
1x meine RD08
Somit war klar dass die An- und Abreise zäh werden.
Zunächst hatten wir geplant die Maschinen mit zwei Zugfahrzeugen und Hänger bis kurz vor Livorno zu fahren.
Die Idee haben wir im Laufe der Vorbereitungen gekippt da der Aufwand doch recht hoch ist bis man alles zusammen hat.
Hänger waren das kleinere Problem aber man benötigt ja auch noch Wippen, Gurte, Zusatzhaken am Hänger, Vignetten, usw... und dann auch noch Fahrzeuge in denen Mensch und Material unter kommt....
Kurzum: Die Vorbereitung mit Hänger zufahren + das damit Verbundene Tempolimit dauert vermutlich länger als auf eigener Achse zu reisen.
Zwei schweizer Vignetten für die Zugfahrzeuge hatten wir schon online gekauft. Diese lassen sich leider nicht übertragen.
Die Reise
Ich bin mit dem Kumpel und der F800 vor gefahren mit 100 - 110 GPS Km/h zum ersten Zwischenziel in Erba.
Die drei restlichen Mitfahrer sind ca. 13 Uhr gestartet und kamen gute 30min nach uns in Erba an.
An Tag zwei sind wir von Erba in einen Ort bei Livorno gefahren bei dem wir unsere Zuggespanne geparkt hätten.
Top Wetter, Pool und mehr Zeit als geplant. So kann der Urlaub beginnen.
Am dritten Tag ging es früh Morgens nach Livorno an den Hafen.
Tipp für die die wie ich bisher nicht in einem großen Hafen mit Bike auf eine Fähre wollten.
Mit dem Motorrad nicht in die Schlange stellen. Entweder haben wir frech überholt oder wurden von den Hafenmitarbeitern selbst an den PKWs vorbei gelotzt.
Darüber hat sich auch niemand beschwert. Das hat uns viiiiel Wartezeit in der Schlange gespart.
Die Kollegen mit schweren Bikes hatten einigen Bammel vor dem Rangieren an an Bord des Schiffes.
Sofern man die Anweisungen der Arbeiter beachtet und etwas vorsichtig ist, kann eigentlich nichts schief gehen. Umgehen kann man die Wartezeiten aber praktisch nicht. Die Frage ist nur, wo man wartet.
Auf dem Bike oder an Bord im besten Fall mit Sitz- oder gar Liegeplatz oder am Kiosk.
Verzurrt wurden die Maschinen von den Arbeitern, wobei wir kaum Seegang hatten und es auch nur ein Gurt je Moped war.
Dazu stehen die Maschinen zweireihig auf dem Seitenständer in Richtung der Wand.
Manche hatten Decken dabei, die waren aber eigentlich überflüssig da nicht über die Sitzbank verspannt wurde sondern vom Soziusgriff an die Bordwand.
Angekommen in Korsika ging es von Bastia zur Unterkunft nach Ghisonaccia.
Dort hatten wir auf einem Campingplatz zwei Unterkünfte gemietet und konnten die Fahrzeuge direkt davor parken.
In der Nebensaison echt preiswert und der Platz war genau wie der Strand angenehm leer.
In den folgenden Tagen haben wir in verschiedene Touren gemacht.
Eine der ersten Fahrten war eine Rundtour über knappe 290km mit satten 6h reiner Fahrzeit. Mit diversen Stops waren wir quasi den ganzen Tag unterwegs.
Auf dieser Fahrt gab es an der Dominator den ersten und einzigen Ausfall.
Für das Wilbers Federbein hatte ich eine hydraulische Federvorspannung geordert um bei wechselnder Beladung bequem die Vorspannung einstellen zu können.
Den Versteller hatte ich mittels eines Scheinwerferhalters von Louis am Heck montiert.
Dieser Halter ist während der Fahrt gebrochen. Der Versteller baumelte dann an der Stahlfelxleitung und kam zwischen Reifen/Felge und Schwinge wo er gut spür- und Hörbar sprichwörtlich durchmassiert wurde. Glücklicherweise konnte ich gleich anhalten und den Versteller provisorisch per Kabelbinder befestigen.
Trotz der Kampfspuren funktioniert er noch tadellos. Das Federbein selbst hat sich für mich als sehr gute Wahl herausgestellt. Viel Reserve und Komfort und nachdem ich die Zugstufe um 2 Klicks geschlossen hatte, war auch
das Nachwippen mit Gepäck erledigt.
In den verbleibenden Tagen folgten Ausflüge nach Bonifacio und Porto Veccio. Bei 28° - 37° C Außentemperatur habe ich mir zwei Tage Pause gegönnt und einen davon für Wartung inkl. Ölwechsel vorgesehen.
Da ich die Maschine vor Abfahrt kaum gefahren bin und den Ölverbrauch nicht kannte, wollte ich zumindest die Option haben
unterwegs nachzufüllen und ggf. auch zu wechseln da wir die 3tkm voll machen würden und davon knapp 2/3 Autobahn waren.
Wer es zu Beginn nicht überlesen hat, weiß dass ich 2% MO2 Zusatz im Motoröl gefahren bin.
Das hatte den Nebeneffekt dass mein Schleifpunkt schon zu Beginn der Fahrt gewandert ist.
Die Kupplung rutschte nicht durch aber es war eben auffällig und kalt noch etwas mehr als warm.
Da ich zwei Liter mit MO2 dabei hatte und doch einiges nachfüllen musste, habe ich vor Ort nochmal einen Liter ohne den Zusatz besorgt.
Kurzfassung zum Ölwechsel unterwegs:
Es geht, macht aber kein Spaß. Mit dem Wechsel ist auch der Schleifpunkt zurück gewandert.
Künftig werde ich den Wechsel wenn möglich zuhause machen oder das Werkzeug nochmal etwas ergänzen.
Auf einer der Touren habe ich einen kurzen Abstecher abseits der Straße gemacht.
Schließlich will ich Mensch und Material zumindest mal kurz auf Tauglichkeit prüfen.
50m Abfahrt von der Straße an einen Fluss. Garniert mit fußballgroßem Geröll und feinstem Sand am Wasser.
Schön ausgesehen hat mein Abstecher sicher nicht aber die Maschine hat es ohne Murren weggesteckt.
Bilder habe ich davon zwar keine aber vielleicht kann ich demnächst ein paar Drohnenaufnahmen vom Kumpel beisteuern.
https://maps.app.goo.gl/UfWojBohVfCvk2qCA
Weiter gehts im nächsten Beitrag!