Das Jahr begann mit den Planungen für die große Italienreise. Die Route planen, sowie Unterkünfte organisieren und buchen. Martin hatte leider völlig vercheckt, dass der Geburtstag seines Sohnes genau in den Zeitraum unserer Reise fiel. Da Martin aber ungern auf beides verzichten wollte, hatte er logistische Handstände vollzogen und sich kurzerhand einen Flug ab Rom nach Deutschland und den passenden Rückflug zwei Tage später gebucht. Das bedeutete für uns, dass wir zunächst eine Reise nach Rom machen durften, bevor wir am "Raduno Nazionale", dem italienischen Domitreffen, ankamen. Somit wurde die Reise zu unserer persönlichen Domiforums- Pilgerreise nach Rom und auf das italienische Treffen. Aber dazu später mehr. Denn zwischen januar und Ende April gingen noch ein paar Wochen ins Land.
Liegt es eigentlich am älter werden, oder einfach an der Tatsache, dass Frau und Kind vorhanden sind? Denn ich erwischte mich immer häufiger dabei, dass ich so gar keine Gedanken daran verschwendete, im Winter bei trockenem aber kaltem Wetter aufs Motorrad zu steigen und eine Runde zu fahren. Oder lag es an der Tatsache, dass ich an der "kleinen Runde alleine über die Hausstrecke" nicht mehr wirklich Interesse hatte? Auf jeden Fall dauerte es bis zum 11. März, dass ich tatsächlich eine Runde durchs hügelige Hinterland fuhr.

Anfang April, wenige Tage vor unserer Frühlingsausfahrt Südwest, hatte ich mir vorgenommen, den vorderen Bremssattel auf Vordermann zu bringen. Die Bremsleistung war zwar in Ordnung, aber irgendwie war der Druckpunkt etwas schwammig. Beim Auseinanderbauen stellte ich fest, dass einer der Bremskolben fest saß. Nachdem ich die Bremskolben, sowie Dichtungen und Kleinteile sowie die Bremsflüssigkeit austauschte, war es etwas besser. Die Frühlingsausfahrt konnte kommen.
Mittlerweile kam zu jeder unserer Ausfahrten ein stattliches Grüppchen zusammen. Dieses Jahr waren wir mit 15 Leuten so viel wie noch ne zuvor. Wir trafen uns bei bestem Wetter im Schwarzwald an der Großen Tanne. Im Zickzack ging es zwischen der B500 und dem Rheintal rauf und runter.

In Freudenstadt kehrten wir ein, und verabschiedeten uns gegenseitig in der Nähe der Schwarzenbachtalsperre.

Die Domi lief soweit einwandfrei. Das machte mir Mut. Denn bis zum Endurotraining, sowie zur Abfahrt der Reise nach Italien waren es nur noch zwei Wochen.
Bis dahin musste ich die Domi wieder, wie jedes Mal, geländetauglich machen. Da ich darin mittlerweile Übung und auch eine gewisse Reihenfolge im Ablauf etabliert habe, ist der Zeitaufwand vertretbar. Ein paar Stunden bin ich aber trotzdem nach wie vor damit beschäftigt. Aber im Gegensatz zum Umbau auf den Geländebetrieb ist der Rückbau auf den Straßenbetrieb inklusive Putzaktion deutlich aufwändiger.
Was freute ich mich auf meinen Urlaub. Am Tag der Abreise nach Thüringen organisierte ich mir von meinem Arbeitskollegen seinen Motorradanhänger, zurrte die Domi fest und kämpfte mich durch das übliche Freitagsverkehrschaos.

Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem jedes Mal, noch am gleichen Tag am Treffpunkt anzukommen.
Beim diesjährigen Endurotraining waren recht viele neue Gesichter dabei. Die Resonanz im Domiforum hatte in den letzten Jahren deutlich nachgelassen, so dass auch andere Interessenten außerhalb des Forums sich für diese Veranstaltung anmelden konnten. Wir waren dieses Mal nur zu viert aus dem Forum: Stefan (990er), der sich wieder um die Organisation kümmerte, Volker (Fahrlässig), Sven (noch_einer) mit seiner Domi und meine Wenigkeit. Ja, der Sven, der 2011 dieses geniale Domitreffen vor den Toren Stralsunds veranstaltete, war ja das Oberhartei überhaupt. Er hatte sich auch für die Reise zum italienischen Domitreffen gemeldet. Und auch er hatte den Plan, zuvor noch das Endurotraining mitzunehmen. Allerdings machte er das alles in der "verschärften" Variante: Er fuhr nämlich nach dem Endurotraining nicht nach Hause, sondern in Richtung Süden zum Martin. Bei ihm blieb er zwei Nächte und machte seine Domi fit für die Tour. Aber zunächst zurück zum Training. Auch wenn sich vieles für mich im Laufe der Jahre wiederholt hat, so ist für mich dieses Endurotraining zum relativen Beginn der Motorradsaison immer eine willkommene Auffrischung meiner Fahrkenntnisse sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis. Wenn ich dieses Wochenende einigermaßen schadlos überstanden habe, habe ich für den Rest der Saison bislang immer ein gutes Gefühl gehabt, auch im Straßenverkehr sicher und routiniert unterwegs zu sein. Mit dem Wetter hatten wir ja wieder richtig Glück. Es blieb trocken und die Temperaturen waren ideal zum offroad Fahren. Sven hatte leider nicht ganz so viel Glück. Auf der Sonntagsausfahrt stürzte er auf einem Feldweg mit seiner Domi und verletzte sich an der Schulter. Er wollte aber keinesfalls seine bereits geschmiedeten Pläne aufgeben. Er biss die Zähne zusammen, fuhr das Training regulär zu Ende und fuhr auch mit nach Italien. Seine Willenskraft war eindeutig stärker, als seine Schmerzen.
Zu diesem Endurotraining hatte ich auch einen kleinen Bericht mit mehr Fotos geschrieben, der im Forum abrufbar ist unter Bilder vom Domiforums-Endurotraining 2018.
Kaum wieder zuhause, brachte ich am Montag morgen den Motorradanhänger zurück zu seinem Besitzer. Anschließend war ich für den Rest des Tages damit beschäftigt, die Domi fit für die große Pilgerreise zu machen. Neben der Grundreinigung mussten die Räder wieder umgebaut, die Übersetzung verlängert und die bessere Verkleidung wieder montiert werden. Der letzte Ölwechsel war erst vor 1000 km. Das passte noch. Öl nachkippen reichte aus. Aber der Kettensatz war nicht mehr der Beste und wurde daher erneuert. Wenn ich schon mit altem Material eine solche Tour in Angriff nehme, wollte ich wenigstens bei den Verschleißteilen keine böse Überraschung erleben.
Wie lange war es her, dass ich eine solche Tour über mehrere Tausend Kilometer mit der Domi unternommen hatte? Das war die letzte Alpentour zusammen mit Anna durch Südfrankreich, und diese lag sieben Jahre zurück. Somit war es an der Zeit, das Projekt Pilgerreise nach Rom und zum Raduno Nazionale in Angriff zu nehmen. Zu dieser Reise hatte ich schon einen ausführlichen Reisebericht mit vielen Fotos dabei geschrieben. Dieser ist im Thread 14° RADUNO Nazionale Honda Dominator - Italien zu finden. Die folgenden Erzählungen geben eine Zusammenfassung wieder.
Am Dienstag den 24. April früh um ca. 07:00 Uhr fuhr ich bei schönstem Frühlingswetter los. Das einzig Nervige war der Verkehr der Rushhour. Meine Güte, wie hat der Verkehr in meiner Region in den letzten Jahren doch zugenommen. Der erste Treffpunkt, an dem mich Martin und Sven aufsammelten, war bei Höörbie nahe Kempten. Das waren schon mal schlappe 270 Kilometer zum Einstieg. Auf dem Weg zum Zwischenziel kamen bei mir kurz hinter Reutlingen erste Zweifel auf, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, die Domi mit ihrem sechsstelligen Kilometerstand zu nehmen. Ich fuhr auf eine rote Ampel zu, verlangsamte, zog die Kupplung und *zack* war der Motor aus. Domifahrer kennen mitunter dieses Problem. Ist ja nichts ungewöhnliches. Dumm nur: Sie sprang zunächst nicht an. In meiner ersten Not füßelte ich sie zunächst von der Straße herunter und stellte sie auf dem Gehweg ab. Dort versuchte ich nochmal mehrmals, sie zu starten. Mit viel Gas startete sie dann tatsächlich wieder. Nun ja, der Vergaser entwickelte im Laufe der Jahre so sein Eigenleben. Das hatte ich schon früher ab und zu bemerkt. Manchmal scheint beim Abtouren zeitweise etwas im Innern des Vergasers hängen zu bleiben, was dazu führte, dass sie entweder absoff, oder nur sehr widerwillig das Standgas hielt. Immerhin traten diese Macken nur sehr sporadisch auf. Aber man konnte es sich leider nie aussuchen wann es denn dass nächste mal passieren würde.
Nachdem ich am Treffpunkt gut angekommen, Martin und Sven mich einsammelten, wir noch ordentlich etwas futterten und uns von Höörbie unseren Segen für die restliche Reise abgehoilt hatten, fuhren wir weiter in Richtung Innsbruck, um Kurtl abzuholen. Er war der vierte im Bunde, der auf eigener Achse mit seiner Domi die Tour unternahm. Es war ein schönes Gefühl, in dieser Domi-Truppe dabei zu sein. Damit uns unterwegs nicht langweilig wurde, bogen wir hinter dem Brenner ab und fuhren über den Jaufenpass. Dieser Pass ist ganzjährig geöffnet und somit auch in den Wintermonaten und im Frühling befahrbar.

Auf 2000 Meter Höhe machten wir einen kurzen Fotostopp. Die Straßen waren zwar frei, aber ansonsten lag in dieser Höhe noch überall Schnee. Die Temperaturen waren trotzdem sehr erträglich. Wir hatten auf der gesamten Anreise eine Schönwetterfront erwischt, die uns mit Sonnenschein und milden Temperaturen verwöhnte. Als wir wieder weiterfahren wollten, quittierten drei von vier Domis ihren Dienst. Zuerst wollte Kurtl seine Domi starten. Aber sie sprang nicht an. Als nächstes startete ich meine Domi. Aber auch diese wollte nicht anspringen. Martin meinte im Scherz noch, dass seine bestimmt auch nicht anspringt, weil sie bei relativ kurzen Stopps öfter nicht startete. Sprach es aus, drückte auf den E-Starter, der Anlasser orgelte, aber ansonsten passierte... nichts. Ich bekam einen mittleren Lachanfall, als ich uns drei so nebeneinander stehen sah und fleißig die E-Starter bemühten.
Nur Svens Domi startete spontan und zeigte in der Höhenluft keine Marotten. Nun ja... letzten Endes hatten wir die drei Domis nach relativ kurzer Zeit doch noch zum Anspringen überreden können. Also ging es über den Pass auf der westlichen Seite wieder runter. Gegen Abend, es war schon dunkel, erreichten wir unser erstes Etappenziel in Malcesine am Gardasee.
Am nächsten Morgen bekamen wir Besuch von Klaus, einem weiteren Domifahrer, der in Malcesine eine Pension betreibt und als Nicola4U hier im Forum auch recht regelmäßig aktiv ist. Martin und er kannten sich bereits persönlich. Mit ihm kurvten wir ein bisschen durch das östliche Hinterland des Gardasees. Erst gegen Mittag schafften wir es auf die Autobahn durch die Poebene. Wir hatten noch eine lange Tagesetappe vor uns. Die nächste Übernachtung war in Siena geplant. Und das war noch ein gutes Stück. In Maranello, unweit des Ferrari-Museums, machten wir Mittagspause. Für ein Besuch des Museums reichte leider unsere Zeit nicht. Wir hatten noch immer gut 200 Landstraßenkilometer vor uns und es war bereits tiefster Nachmittag. Ich hoffe aber, dass ich den Besuch des Museums bei einer zukünftigen Tour zum italienischen Domitreffen nachholen kann. Als wir in Siena ankamen war es bereits dunkel.
Die dritte Etappe führte uns nach Bracciano am Lago di Bracciano. Dort hatten wir ein B&B Zimmer gebucht. Vor Ort am Campingplatz am See waren bereits Karin und Ralf (koral), die per Auto und Anhänger nach Italien reisten. Sie komplettierten die deutsche "Delegation" auf dem italienischen Domitreffen. Aber zunächst war Rom angesagt.
Nachdem wir in Bracciano angekommen waren und uns abends von den beiden begrillen ließen, hatten die Domis am Folgetag frei. Wir fuhren per Bahn nach Rom und schauten uns im Schnelldurchlauf die wichtigsten Gebäude (hauptsächlich) von außen an. Martin flog nachmittags zurück nach Deutschland, um den Geburtstag seines Sohnes feiern zu können. Wir, die übrig blieben, investierten unser Geld in den Eintritt ins Kolosseum und besichtigten dieses von außen und von innen.

Am nächsten Tag war endlich die Fahrt zum Veranstaltungsort des "Raduno Nazionale" angesagt. Wir mussten nur noch 240 km in östliche Richtung fahren. Kurz vor dem Ziel spielten wir mit einer Regenfront Katz und Maus. Wir fuhren eigentlich nur entlang eines Ausläufers, aber diesen erwischten wir immer mal wieder, weil sich unsere Straße den Berg hinauf wand. Bereits am späten Nachmittag erreichten wir das Hotel und wurden von den übrigen Teilnehmern des Treffens sehr herzlich empfangen. Während der nächsten Tage war Cesare damit beschäftigt, für uns zu übersetzen.


Die Italiener haben, genauso wie die wir, den 01. Mai als Tag der Arbeit. Da dieser 2018 auf einen Dienstag fiel, nutzten sie den Brückentag als weiteren Treffentag. Somit ging das Treffen einen Tag länger als sonst. Eine willkommene Gelegenheit für das "30-Jahre NX 650"-Jubiläum.
Am ersten Tag führte die Ausfahrt in südliche Richtung. Die Strecke an und für sich nicht weit. Aber es war keine Rundtour. Somit mussten wir denselben Weg wieder zurück fahren. Im Gegensatz zu uns Deutschen legen die Italiener mehr wert auf das gemütliche Beisammensein beim Essen und Besichtigen von Sehenswürdigkeiten. Dadurch liegen die gefahrenen Tagesetappen eher unter denen, was wir so an gemeinsamen Ausfahrten während eines Treffens unternehmen.
Als wir in dem großen Pulk von locker 50 Motorrädern so vor uns dahinrollen, nahm in einer langsam gefahrenen Linkskurve meine Domi plötzlich kein Gas mehr an und starb ab. Wiederbelebungsversuche waren zwecklos. Sie wollte partout nicht mehr anspringen. Wir prüften den Zündfunken. Der war da. Auch sonst klang die Startprozedur per E-Starter wie gewohnt. Nur mit dem Unterschied, dass der Motor nicht startete. Ciro, der italienische Guru und Spezialist in Sachen Domi, stand plätzlich neben mir. Er hörte sich den Klang der Startprozedur an, schaute nach, ob genug Öl vorhanden ist, schnüffelte am Öl und machte dann eine verneinende Handbewegung, schüttelte den Kopf und meinte nur:"compressione".
Sollte mir wirklich die Kompression von jetzt auf gleich flöten gegangen sein? So ganz daran glauben konnte ich nicht. Aber auf die Schnelle konnten wir jetzt nichts unternehmen. Der Tross wartete im nächsten Dorf darauf, dass es weiter ging. Der Plan war, sie nach der Tour per Anhänger abzuholen und zum Hotel zu transportieren. Also stellte ich die Domi mitten in der Pampa am Straßenrand ab, in der Hoffnung dass sie oder Teile davon nicht abhanden kommen, und fuhr bei einem der Tourguides auf seiner 1000er V-Strom älteren Baujahres als Sozius mit. Da ich den Fahrstil meines Fahrers noch nicht kannte, der aber gleich zu Beginn ordentlich am Kabel zog, wurde mir erstmal ein bisschen komisch zumute. Hoffentlich überlebt diese Prozedur mein Magen, war mein erster Gedanke. Immerhin verfügte die V-Strom über ordentlich dimensionierte Haltegriffe und ein Topcase. Herunterfallen war daher eher weniger wahrscheinlich. Trotzdem musste ich mich gut festhalten, zumal er den Job inne hatte, die Straßen abzusperren, damit die ganze Gruppe ungehindert vorbeifahren konnte. Und danach preschte er wieder ganz nach vorne.

Wir besichtigten eine Kirche, die an eine Grotte gebaut war, landeten in einem Dorf in dem gerade ein Volksfest statt fand und bekamen nach dem Mittagessen einen Lehrgang im Käse selber herstellen. Da ich zunehmend unruhiger wurde und nach meiner Domi schauen wollte, kam Kurtl auf mich zu und bot mir an, mich schonmal zu meiner Domi zu fahren. Er glaubte, so wie ich, nicht an einen Motorschaden. Die Domi stand nur wenige Kilometer entfernt genauso da, wie ich sie abgestellt hatte. Wir prüften nochmal die Zündung, da uns versehentlich das Zündkabel von der Ader der Zündspule ab ging. Zündfunke war da, aber anspringen wollte sie immer noch nicht. Als letzte Maßnahme setzten wir Kurtls Vorschlag um, und ließen die Domi zum Starten den Berg runterrollen. Damit würden wir auch sofort merken, ob die Kompression weg ist oder nicht. Wir schoben also die Domi in die abschüssige Kurveninnenseite. Kurtl schob mich an, ich haute im 2. Gang die Kupplung rein und... die Kiste lief wieder!!!
Ich war in dem Moment einerseits tierisch erleichtert, aber andererseits auch ziemlich stinkig auf die schwarze Zicke. Diesen Tag hätte ich wahrlich anders genießen können ohne diese Sperenzchen. Aber man lernt ja dazu. Wenn alles nichts hilft, hilft anschieben. Die Domi reagiert mitunter verschieden auf Zündfunken. Die, die per Anlasser und Batterie produziert werden sind scheinbar in bestimmten Fällen nicht kräftig genug für einen Start des Motors im Vergleich zu denen, die die Lichtmaschine durchs Anschieben produziert. Aber der Tag war wenigstens gerettet. Für den einzigen, der mir bei der Aktion etwas leid tat war Ciro. Lag er mit seiner Prognose glücklicherweise völlig daneben.

Abends war dann auch Martin wieder zurück von seinem Deutschland-Exkurs. Er landete am Nachmittag wieder in Rom und fuhr anschließend mit seiner Domi, die er freundlicherweise beim B&B so lange hat abstellen dürfen, die 240 km zum Treffpunkt.
Am zweiten Tag war eine längere Tour angesagt durch den Majella Nationalpark. An diesem Morgen bin ich von so ziemlich jedem gefragt worden, ob meine Domi wieder fit für die heutige Tour sei. Mit einem Grinsen im Gesicht konnte ich diese Frage stets bejahen. Und falls doch wieder etwas sein sollte... wir haben ja gelernt... such Dir einen Berg und lass sie runterrollen, wenn möglich aber ohne Abhang. Mit dieser Methode haben wir im weiteren Verlauf unserer Reise immer mal wieder die ein oder andere Domi flott bekommen.
Ich hatte außerdem das Vergnügen, die vermutlich seltenste Domi die es gibt, live und in Farbe zu sehen. Es handelte sich hierbei um eine Domi, die 1989 bei der Camel Trophy dabei war. Auffäliig an dieser Domi ist das Camel-Design in gelb-blau. Ein schönes Teil. Der Besitzer wollte aber nicht damit herausrücken, was er für das gute Stück bezahlt hat.

Heute war die Besichtigung eines Klosters angesagt und ein Mittagessen mit historischer Musikuntermalung im "Castello di Salle". Danach fuhren wir noch über grottenschlechte Straßen auf einen Pass hinauf.
Letzten Endes verlief dieser Tag und die Tour sehr reibungslos. Ich wurde natürlich erneut um den Zustand meiner Domi gefragt und ob alles ok sei. Auch nach einer 150 km Tagestour mit lecker Essen lief sie einwandfrei. Man hätte den Eindruck gewinnen können, sie habe am Tag davor nur deshalb gezickt, weil ihr das Tempo zu langsam war.

Die drei folgenden Tage fuhren wir wieder zurück in die Heimat. Die Fahrt an sich verlief im Großen und Ganzen recht reibungslos, außer dass Sven, der sich mit seiner lädierten Schulter wacker schlug, auf regennasser Fahrbahn in einer Kurve stürzte. Aber zum Glück kamen er und seine Domi hierbei nicht nennenswert zu Schaden. Ja, die Schönwetterfront hatte uns leider so langsam verlassen und es wurde unbeständiger. Aber wenigstens hatten wir keinen Dauerregen. Regen am Morgen wurde von uns geschickt durch längeres Schlafen und späteres Losfahren umgangen. Das hatte tatsächlich an allen Tagen funktioniert, ohne unseren Zeitplan zu sehr zu strapazieren. Unterwegs machten wir noch Halt in Imola an der Grand Prix Strecke und aßen beim dort ansässigen amerikanischen Restaurant Burger. Die Alpenüberquerung versüßten wir uns mit einer Fahrt auf den Monte Grappe.

Und ja, beim dritten Anlauf nach 2008 und 2016 gab es dieses Mal keinen Nebel.

Bei Innsbruck verabschiedeten wir Kurtl, der ab hier seinen Weg in Richtung Passau einschlug. Die verbliebenen Drei fuhren Richtung Augsburg zum Martin. Dort machte ich nochmal Pause bevor auch ich die letzten 270 km dieser Reise in Angriff nahm. Abends um Punkt 20:00 Uhr stellte ich vor der heimischen Garage den Motor der Domi ab. Töchterchen hatte mich gehört und war die erste, die mich empfing.
Der Kilometerzähler der Domi hatte seit Beginn der Reise knapp 3100 km mehr drauf. Der Ölhaushalt hatte gereicht. Wobei ich insgesamt gut 2,5 Liter Öl nachgekippt hatte. Aber immerhin, wir hatten es geschafft, auf eigener Achse wieder nach Hause zu kommen.
An dieser Stelle nochmal der Hinweis darauf, dass ich speziell für diese Reise einen ausführlichen Bericht mit viel mehr Fotos geschrieben habe, der über den oben geposteten Link abrufbar ist.
Für mich stand nach dieser Reise der Entschluss fest, die Domi im größeren Maße zu überholen bzw. zu restaurieren und den Motor gegen den überholten Kickermotor zu tauschen, den ich ja bereits seit über einem Jahr im Keller stehen hatte. Der Vergaser machte, wie ich leidvoll erfahren durfte, immer mehr Zicken und der Ölverbrauch pendelte sich mittlerweile bei einem Liter auf 1000 Kilometer ein. Das war eindeutig zu viel für einen Motor, dem nur zwei Liter Öl zur Schmierung zur Verfügung steht. Auch die Ölpumpe schaffte es nicht mehr, den Ölstand im Rahmenrohr aufrecht zu halten, um den Ölstand vernünftig messen zu können. Immerhin war die Geräuschkulisse des Motors nach wie vor erträglich. In kaltem Zustand hörte man den Ventiltrieb, aber wenn er mal warm gefahren war, hörte man kein Geschepper oder Geklapper mehr. Mein Plan sah vor, im Herbst mit der Überholung zu beginnen. Den Frühling und Sommer sollte sie noch durchhalten. Hierbei hätte mir aber beinahe der TÜV bzw. die DEKRA einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Kurz nach der Italientour, am Christi Himmelfahrt Wochenende, war ich auf einem anderen Forumstreffen. Ich hatte nach wie vor Kontakt zu den Fahrern der Triumph Modern Classics, obwohl ich meinen Scrambler bereits vor über sieben Jahren verkaufte. Aber ich war Gott sei Dank auch als Fremdmopedfahrer mit meiner 800er Tiger immer noch willkommen.


Dieses Jahr fand deren Treffen zum zweiten Mal am Naturfreundehaus Rahnenhof in der Pfalz statt. Als Domitreffen-Teilnehmer der ersten Stunde spielte ich schon länger mit dem Gedanken, auch mal ein Domitreffen zu organisieren. Aber mir fehlte in meiner Heimat bzw. in der näheren Umgebung die passende Location dafür. Der Rahnenhof lag zwar im für mich "falschen" Bundesland, aber trotzdem nur 80 Kilometer von mir zuhause entfernt. Und die Region bot zum Motorrad fahren definitiv mehr Abwechslung, mehr Kurvenspaß und weniger Verkehr, als der Norden Baden-Württembergs. Um die Bewirtung kümmerte sich der Rahnenhof. Somit hätte ich nur das Drumherum organisieren müssen. Das war definitiv machbar. Also sprach ich mit dem Chef vom Rahnenhof und fragte ihn, ob er für ein paar Domiverrückte im Juni nächsten Jahres noch einen Termin frei hätte. Ja, hatte er tatsächlich. Jetzt fehlte mir eigentlich nur noch Rückmeldung von ein paar Leuten aus dem Domiforum, ob auch sie den Rahnenhof als geeigneten Austragungsort unseres Treffens hielten. An die große Glocke wollte ich es noch nicht hängen. Es sollte eine Überraschung werden, die ich auf dem kommenden Forumstreffen preisgeben wollte. Somit weihte ich nur eine Handvoll langjähriger Forumsmitglieder in mein Vorhaben ein. Als ich von denen grünes Licht signalisiert bekam, war die Sache geritzt und wir hatten auch für das Treffen im nächsten Jahr bereits einen Austragungsort und ich nach fast 20 Jahren mein erstes selbst organisiertes Forumstreffen. Ich war stolz wie bolle.

Im Mai war außerdem die HU an meiner Domi fällig. Ich fuhr also morgens auf dem Weg zur Arbeit zum nächstgelegenen DEKRA-Stützpunkt. Ich wäre auch zum TÜV gefahren, aber die DEKRA ist näher an meinem Arbeitsplatz dran. Der Ingenieur schaute sich die Domi an, fuhr eine Runde um den Block und hatte bislang nichts zu beanstanden. Dann schob er den Rüssel des Abgasmessgeräts in den Auspuff rein für die Abgasmessung. Was hierbei heraus kam hatte uns beide fast vom Hocker gehauen, sofern wir auf einem gesessen wären. Das Gerät maß einen CO-Gehalt von 8,6%. Der Prüfingenieur fragte mich, ob ich einen Winkelschraubenzieher dabei hätte, um den Vergaser etwas einzustellen. Leider besaß ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen. Denn eigentlich fingerte ich nichts am Vergaser herum. Das war jetzt aber schon das zweite mal, dass der CO-Gehalt so hoch war. Nur beim ersten Mal hatte ich die Domi in meiner langjährigen Honda-Werkstatt. Da konnte der Meister direkt das Gemisch so einstellen, dass es für die neue Plakette passte. Jetzt aber ließ mich der Herr Ingenieur ohne Plakette von dannen ziehen. Er meinte wörtlich: "Was da hinten raus kommt ist Gift." Immerhin musste ich nichts bezahlen. Aber für mich stellte sich die Frage: Was passiert wenn ich die HU nicht mache und die Domi ab August für die Überholung still lege? Wie streng wird die HU-Prüfung sein, wenn der TÜV feststellt, dass ich die HU um gut ein Jahr überzogen habe? Das war mir zu viel Risiko. Ich wollte nach Möglichkeit eine neue Plakette haben. Also vereinbarte ich einen Termin bei meinem Honda-Schrauber. Leider ist er kein Vertragshändler mehr, aber die DEKRA kommt trotzdem einmal die Woche bei ihm vorbei. Irgendwie hatte er es dann auch geschafft, meiner Domi eine neue HU-Plakette bis 2020 zu verpassen. Aber mir war klar, dass der hohe Ölverbrauch die Abgaswerte negativ beeinflusste und ich etwas tun musste.
Mittlerweile war das Forum im Domitreffenfieber. Andreas "Büds" hatte die ehrenvolle Aufgabe, bzw. hatte er sich freiwillig dafür gemeldet,


Mit einer Strecke von 200 Kilometern bis Herbstein hatte ich es dieses Jahr nicht allzu weit. Somit musste ich nicht in der Frühe schon losfahren, sondern konnte auf die Südbadener warten. René (Moschtbaron) mit seiner schönen roten Ur-Domi und Arno begleiteten mich. Gegen Nachmittag trafen sie bei mir ein. Nach einer kurzen Pause für die beiden fuhren wir weiter bzw. ich los. Die Fahrt verlief reibungslos. Am Abend erreichten wir den Zielort.

Es reichte noch, um im Dämmerlicht die Ansprache zu halten. Eine etwas ungewohnte Situation für mich, vor einer so großen Gruppe ein paar Worte zum Besten zu geben. Aber ich denke, dass es trotzdem ganz gut geklappt hat. Unterstützung bekam ich von Höörbie und von Andreas_NRW.
Andreas "Büds" hatte für die gemeinsamen Ausfahrten seinen motorradfahrenden Freundeskreis als Tourguides rekrutiert. Somit wurde für jedes Fahrprofil etwas geboten. Ich fuhr, zusammen mit Stefan (990er), Daniela (Timmelsjoch), ihrem Freund Michael, Andi (Diablo), hodo_650 (Arno), Martin (Dobinator), Sven (noch_einer), Maik (Nasar) und einem mir Unbekannten auf einer Suzuki V-Strom bei Fin mit, dem Jungspund unter den Tourguides. Er legte ein flottes Tempo vor, das der Gruppe sehr zusagte. Zumindest sorgte es dafür, dass wir nicht unseren eigenen Tourguide jagen mussten.


Meine Domi lief gut. Da ich ihr vor dem Treffen einen Ölwechsel spendierte, passte auch der Füllstand des Öls über das Wochenende.
Abends gab es die obligatorische Fotosession mit den Teilnehmern und dreier Domis, die die einzelnen "Evolutionsstufen" in Form der ersten RD02 mit kleinem Tank, der RD02 mit Facelift und größerem 16-Liter Tank und der RD08.

Danach wurden die Grills angefeuert. Andreas hatte eine ganze Batterie an Grills auf der Terrasse stehen, von denen die Steaks wie vom Fließband serviert wurden. Warten musste man auf sein Stück Fleisch wahrlich nicht lange. Die Stimmung war wunderbar. Und wie jedes Mal reichte der Abend leider nicht aus, um mit jedem Treffenteilnehmer ins Gespräch zu kommen. Ein paar Gespräche mussten somit auf das nächste Domitreffen verschoben werden.
Drei Wochen später, es war mittlerweile Juli und tierisch heiß, löste ich meinen Gutschein für ein Supermototraining ein, den ich von Anna zum Geburtstag bekommen habe. Das Training fand bei mir um die Ecke in Walldorf auf der Kartbahn statt. Ein Katzensprung sozusagen. Ich schmiss mich in meine Enduroklamotten inkl. Crosshelm, schnappte mir die Domi und düste rüber zur Kartbahn. Wie ich feststellen durfte, konnte man sich vor Ort komplett mit Klamotten ausstaffieren. Nun gut, die leichte Endurobekleidung war mir für das warme Wetter lieber. Aber falls ich nochmal so ein Training mache, dann würde ich mir wenigstens passende Sumo-Stiefel mit Stahlsohlen anziehen. Während der drei 15-Minuten Turns, die man fahren durfte, war ich so mittelschnell unterwegs. Meine normalen Crossstiefel hatten auf dem Asphalt der Strecke zu viel Grip. Das erschwerte etwas das Fuß Rausstellen, weil man mit dem Fuß sich nicht auf der Bahn abstützen konnte. Die Stiefel rutschten einfach nicht mit. Somit ging es mir eher darum, das Bein aus dem Gefahrenbereich zu halten, falls ich die Bodenhaftung verliere und stürzten sollte. Aber das war glücklicherweise nicht passiert. Ein paar kleine Rutscher waren beim zweiten Turn dabei, aber die konnte ich gut abfangen. Da fabrizierten ein paar andere mehr Schrott, weil sie sich bzw. die Kurve vor ihnen überschätzten. Die Leihmotorräder waren Yamaha WR 250 X auf Heidenau Supermoto Regenreifen. Für den Einstieg ins möglichst schräg und im Drift Fahren war dieses Motorrad genau das richtige. Ich hatte meinen Spaß an der Aktion, war allerdings nach dem dritten Turn entsprechend durch. 45 Minuten über die enge Strecke bolzen erforderte schon einiges an Kondition und Konzentration.
Besuch ausm Forum bekam ich auch. Thorsten (Borsti) und Andrea (Pummelhummel) waren neugierig, wie sich der Forumsadmin aufm Supermotohobel so schlägt und kamen mit ihren Jungs als Zuschauer vorbei. Anna kam auch und machte ein paar Aufnahmen von mir, wie ich um die Ecken "geflogen" bin.

Nur einen Tag später saß ich schon wieder aufm Bock. Büds rief auf zu einer Hessenausfahrt. Da die Ausfahrt in südliche Richtung gehen sollte und somit meinen Heimweg verkürzte, sagte ich kurzfristig zu. Allerdings musste ich morgens für die Anfahrt ein längeres Stück Autobahn zurücklegen. daher entschied ich mich dafür, diese Tour mit meiner Tiger zu fahren.
Langer, Borsti, Pummelhummel und Büds waren mit ihren Domis dabei. Die Nixen wurden pilotiert von Herbert, Ms Matilda, Sabine und Armin (Uffschepper). Daneben gab es noch eine Transalp und eine alte Africa Twin. Ich war der einzige in der Gruppe, der keine Honda fuhr.
Naja, mit meiner Tiger hatte ich nach knapp 8 Jahren so langsam abgeschlossen. Ich hatte den Drang, etwas neues oder einfach etwas anderes zu fahren. Der Dreizylinder fährt sich zwar wirklich erstklassig, aber ich hatte irgendwie ein bisschen die Lust an ihm verloren. Auch nervte mich immer wieder die mangelnde Schräglagenfreiheit der Straßenvariante mit den Gussrädern. Aber bevor es etwas Neues geben kann muss das Alte weg. Das Inserat war online, aber der Verkauf lief schleppend.
Drei Wochen später war wieder Zeit für Camping und Erdferkeln in Marisfeld. Wir machten wieder ein Familienevent daraus. Anna und Töchterchen Emilia waren wieder dabei, da auch Arno und Ilona ihre Jungs dabei hatten. Nachdem ich mir das Jahr davor den linken Mittelfußknochen gebrochen hatte, war ich dieses Jahr guter Dinge, dass nichts passieren würde. Nun ja, rein körperlich habe ich das Training unbeschadet überstanden, aber die Domi hielt mich die beiden Tage sehr in Atem. Ich hatte immer wieder Probleme mit der Zündung. Einmal wollte ich auf der abgesteckten Endurostrecke den Steinigen Steilhang hinten im Wald hochfahren. Stefan (990er) warnte mich noch vor dem Steilhang, dass der sehr rutschig sei vom gestrigen Gewitter und dass man ordentlich Schwung mitnehmen sollte. Ich kannte den Steilhang ja bereits aus diversen Hessler'schen Endurotrainings der vergangenen Jahre. Daher habe ich's dann halt mal probiert, und bin auf halber Strecke prompt gescheitert. Da lag also die Domi quer im Weg am Steilhang. Ein Vorbeikommen war nicht möglich. Nachdem ich erstmal mein Bein befreien musste, das unter der Domi fest hing, habe ich sie gerade noch alleine aufgehoben bekommen, obwohl mir das feuchtwarme Wetter in dem Moment ganz schön zusetzte. Da standen also Mann und Maschine quer am Hang und versuchten wieder in die Gänge zu kommen. Das war aber nicht ganz so einfach, denn die Domi wollte partout nicht mehr anspringen. Der erste Endurist, dem ich den Weg versperrte, fing an sich dezent zu langweilen. Ohne Motorkraft bekam ich die Domi allerdings alleine nicht vom Fleck. Der Weg war zu schmal. Ich hatte keinen Platz, zu rangieren. Nach ein paar Minuten kam er hinaufgeklettert und half mir, die Domi wieder den Hang hinunter zu rollen. Und wie durch ein Wunder kam auch auf einmal Thorsten (Borsti) mit Familie um's Eck. Er muss gerochen haben, dass ich Hilfe benötigen könnte. Mit Thorstens Familie (Andrea/PummelHummel und Tim/NX125Driver) schoben wir meine havarierte Schwarze wieder rauf in Richtung Camp. Dort versuchten wir es mit Anschieben. Leider auch ohne Erfolg. Vorsorglich bekam ich von einem weiteren hilfsbereiten Enduristen, der letztes Jahr auch beim Endurotraining dabei war, Starthilfe über eine Autobatterie. Das war vorsorglich, bevor ich die eigene Batterie leer nuckelte. Aber erst eine grobe Behandlung des Killschalters brachte die Erlösung in Form eines zündbaren Funkens. Ok, die Domi lief wieder. Aber nach dieser Aktion brauchte ich erst mal eine Pause.
Eine Weile später gab es für mich ein besonderes Highlight. Rüdiger (jakobjogger) war mit seinem Ural-Gespann dabei und lud ein zu "Touristenfahrten". Seine Einladung, eine Runde über die Crossstrecke im Beiwagen mit zu fahren ließ ich mir nicht nehmen. Ich war noch nie in einem Gespann gesessen. Und dann noch offroad auf teilweise mehr und teilweise weniger anspruchsvollem Terrain, das war eine interessante Erfahrung für mich.

Das Grinsen unter meinem Crosshelm kann man leider nicht erkennen. Aber es war definitiv vorhanden. Das könnt Ihr mir glauben.

Eine Weile später zog sich der Himmel zu. Von weitem konnte man schon Lichtstreifen am Himmel erkennen, die auf Regen deuteten. Also haben wir alles, was nicht nietundnagelfest war, erstmal eingepackt und einigermaßen wettergeschützt unter die Pavillons gestellt. Tja, wir hatten aber die Rechnung ohne den Wind gemacht. Denn der sich ankündigende Regen entpuppte sich als heftiger Gewittersturm. Arno, Stefan und ich mussten die Pavillons festhalten, sonst wären sie weg geflogen. Die Seitenwände waren das erste was wir freiwillig einrissen, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. So standen wir dann also mitten im Regen und hielten uns an den Stützen des Pavillons fest bis auch dieser Spuk ein Ende hatte.
So ca. eine halb bis dreiviertel Stunde nach dem Gewitter fuhren Arno und ich wieder auf die Strecke. Wir wollten ein paar Runden auf der Anfängerstrecke drehen, da wir nicht sicher waren wie schlammig die Crossstrecke nach dem Regen sein würde. Um dorthin zu kommen konnte man neben dem offiziellen Weg auch ein Stückchen Crossstrecke fahren und an einer Stelle "übersetzen", weil die Anfängerstrecke dort nur durch einen schmalen Grünstreifen abgegrenzt war.
Das Problem war: Der Boden auf dieser Strecke war zu dem Zeitpunkt nur teilweise aufgeweicht. Unter einer wenige Zentimeter dicken, weichen Lehmschicht, war der Boden immer noch knüppeltrocken. Ich unterschätzte diese Tatsache etwas. Ich schaffte keine 5 Meter aus der Wiese heraus auf die Piste und lag (schon wieder) auf der Fresse. Aber wenigstens sprang die Domi nach dem Aufheben wieder an, so dass wir vorsichtig weiterfuhren bis zum Ausgang der Strecke.
Am Sonntagmorgen nutzte ich die Gelegenheit, um ein letztes Mal eine ausführliche Runde auf der Anfängerstrecke zu fahren. Da es seit dem gestrigen Gewitterschauer nicht nochmal geregnet hatte, war die Strecke wieder griffig.

Gegen Mittag packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren wieder nach Hause. Es war ein abwechslungsreiches Wochenende mit einigen Höhen und Tiefen. Immerhin gab es außer Muskelkater und ein paar blauen Flecken keine gesundheitlichen Schäden zu beklagen. Aber für die Domi war dies die vorerst letzte Fahrt. Der Kilometerstand: 163.667
Ich war entschlossen, jetzt mit der Überholung zu beginnen, und zwar mit dem Vergaser. Denn der nervte mich zuletzt am meisten. Ich wollte nicht zu viele Baustellen auf einmal aufreißen. Daher entschloss ich mich, stückweise vorzugehen, um die Ursache für die eine oder andere Zickerei eingrenzen zu können. Mit dem Vergaser fing ich an. Der Plan war, erst diesen auf Vordermann zu bringen und wieder einzubauen, um zu sehen ob er mit der ansonsten unveränderten Domi funktioniert. Herbert bot mir seine Hilfe an bei der Vergaserüberholung, die ich dankend annahm. Ich baute ihn aus und schickte ihn ihm zu. Im Laufe des Herbstes bekam ich den Gaser frisch überholt und gereinigt wieder zurück.
Dazwischen fand noch unsere Herbstausfahrt Südwest statt. Ich fuhr zwangsläufig mit meiner Tiger mit, die ich immer noch nicht verkauft bekam. Die Tour führte uns dieses Mal auf die Schwäbische Alb. Neu war dieses Mal, dass wir unser Mittagessen in Form eines Picknicks selber organisierten. Jeder hatte etwas zu essen dabei. Im Lautertal fanden wir einen schönen Platz zum Picknicken.
Die Domi stand so ziemlich den kompletten Herbst ohne Vergaser in der Garage. Um vernünftig schrauben zu können, musste ich mir in unserer Garage erst einmal meine "Schrauberhöhle" einrichten. Normalerweise überwintern in unserer Garage auch ein paar Kübelpflanzen. Für die war dieses Mal kein Platz vorhanden. Das nächstgelegene Gartencenter bot allerdings für einen gewissen Obolus eine Überwinterungsmöglichkeit für größere Pflanzen an. Diesen Service nahmen wir dankend in Anspruch.
Im Dezember baute ich den Vergaser dann endlich wieder ein. Es dauerte jedoch bis in die Weihnachtszeit, dass ich eine vernünftige Probefahrt mit ihr machen konnte. Sie lief gut. Somit war der Grundstein gelegt, auch den Rest wieder in Ordnung zu bringen und den Motor auszutauschen.
Meine Tiger bekam ich letzten Endes dann auch verkauft, aber nur über den Preis. Daher baute ich vorher alles Zubehör ab und verkaufte es einzeln. Somit konnte ich sie zu einem günstigen Preis anbieten. Kaum war die Tiger aus dem Haus, schaute ich mich nach etwas neuem um. Es wurde eine 2018er Africa Twin mit DCT, 9 Monate alt mit gerade mal knapp 1300 Kilometer. Ich ließ sie allerdings noch zwei Monate beim Händler stehen, da ich erst ab März mit ihr fahren wollte. Bis dahin hatte ich genügend Zeit, mich um die Domi zu kümmern. Trotz aller Widrigkeiten spulte ich im Jahr 2018 mit ihr 4800 Kilometer ab.