Weiter gehts…!
Tag 4:
Auf den vierten Tag war ich ganz besonders gespannt. Unsere Route führte uns über den Wurzenpass…
…nach Slowenien. Ich war zuvor noch nie in Slowenien gewesen. Daher war ich sehr gespannt was mich in den Julischen Alpen erwarten würde.
Von mehreren Leuten unabhängig voneinander bekamen wir den Tipp, unbedingt das Soca-Tal entlang zu fahren. Also gesagt und getan.
Zuvor jedoch muss der Vrsic-Pass überwunden werden. Ein schmaler Pass mit engen Kurven und teilweise Kopfsteinpflaster in den Kehren auf der Nordrampe. Aber was ich dort an Verkehr über den Berg quälte, das hatte ich so bislang noch nicht einmal sonntags nachmittags im Hochsommer in den Dolomiten erlebt. Wirklich abartig. Überholen war nicht möglich, also musste mal zwangsläufig dem langsamsten Kamel der Karawane hinterherbummeln.
Die Passhöhe:
Die Südrampe war fahrerisch ein bisschen einfacher. Oder es kam mir einfach nur so vor, weil wir im Pulk dem langsamsten Fahrzeug hinterher fahren mussten.
Stau gab es auch ab und zu wenn ein Bus entgegen kam.
Irgendwann am Fuß des Passes kamen wir an einem Abzweig vorbei. Wir fuhren aber geradeaus weiter ins Soca-Tal. Und wie durch ein Wunder war der Verkehr plötzlich verschwunden. Die Straße entlang der Soca ließ sich sehr entspannt fahren. Wir machten zwischendurch eine kleine Pause und stiegen hinab zum Fluß.
Wunderschön dort.
Das nächste Highlight in unserer kurzen Slowenien-Etappe war der Mangartpass bzw. die Stichstraße zum Mangartsattel. Auch diese kostet Maut. Und die Slowenen haben wohl erkannt, dass sie hier Geld verdienen können. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass die Maut für Motorräder €4,- beträgt. Tatsächlich knöpften sie einem €10,- ab, egal ob Auto oder Motorrad. Mit ausgewachsenen Wohnmobilen kommt man erst garnicht rein. Zu verwinkelt und schmal ist diese Straße. Die Stichstraße rauf zum Sattel ist nur etwa 10 km lang. Aber man muss viel Zeit einplanen, denn die Strecke ist anspruchsvoll. Sie ist schmal, teilweise steil und sehr verwinkelt. Ein 30er Schnitt ist schon wirklich flott dort.
Leider konnten wir den letzten Kilometer bis ganz nach oben nicht fahren, weil die Straße wegen eines Felssturzes gesperrt war. Somit musste ich mich mit der Aussicht begnügen, die mir an der letzten Parkmöglichkeit vor der Sperrung geboten wurde.
Man konnte zu Fuß auf den Sattel hinauflaufen. Aber das ersparten wir uns. Wir hatten ein recht straffes Programm noch vor uns, zumal wir am heutigen Tag bislang nur sehr langsam vorangekommen waren.
Bergab war die Straße auf einmal völlig leer. Ich hatte Gelegenheit noch ein paar Eindrücke zu sammeln.
Unten an der Abzweigung wieder angekommen, waren es nur noch ca. 4 Kilometer bis zur italienischen Grenze. Der Predil-Pass bildet die Grenze Italien-Slowenien. Und *schwupps* waren wir in Italien.
Panini-Mittagspause in Villanova an der SS13.
Auf unserer weiteren Reise überquerten wir diverse Male breite Flussbetten.
Ich möchte nicht wissen, wie viel Wasser dort während der Schneeschmelze fließt. Aber das Flussbett war schon beeindruckend.
Der nächste Pass: Passo Rest. In Sachen Aussicht hat er nichts zu bieten. Aber dank piekfeinem Asphalt ließ er sich richtig gut fahren.
Hier ist Andreas gerade im Anflug:
Kaffeepause in Maniago.
Das letzte Stück des Tages führte uns nochmal ein Stück in die Berge hinein und über Piancavallo nach Vittorio Veneto. Auf dem Weg runter ins Tal hatten wir einen traumhaften Blick in die Po-Ebene. Vermutlich ist deshalb die komplette Strecke auf Tempo 40 limitiert, weil die Leute beim Fahren einfach nicht auf die Straße schauen, sondern die Aussicht genießen.
Übernachtet haben wir in Vittorio Veneto. Abends gab es gegrillten bzw. gebackenen Fisch. Martin war etwas enttäuscht, dass es beim hoteleigenen Restaurant keine Pizza gab. Aber Andreas und ich hatten wenig Lust, hungrig eine Pizzeria zu suchen. Und der Fisch war durchaus lecker.
Tag 5:
Das erste Highlight des Tages erwartete uns kurz hinter Vittorio Veneto: Der Passo San Boldo. Ein Pass mit Ampelregelung. Somit hat man keinen Gegenverkehr. Denn man braucht die gesamte Fahrbahnbreite, um auf der schmalen Trasse um die Kehren zu kommen, die sich in - immerhin beleuchteten - Tunnels verstecken.
Leider konnte ich von der Tunnelansicht keine Fotos machen. Die Ampel schaltete auf Grün nur wenige Sekunden nachdem wir uns in die kurze Schlange der Wartenden einreihten. Und zwischendurch stehen bleiben und Fotos machen ist auf diesem Pass nicht möglich. Daher gibt es nur das übliche Passbild.
Im weiteren Streckenverlauf überquerten wir noch ein paar kleinere Pässe…
…kamen in Prato an einem windschiefen Turm vorbei, der fast mitten auf der Straße stand…
…und bogen dann ab auf eine schmale, steile Straße hinauf…
…auf den Passo Zoncolan.
Für die Abfahrt über die Ostrampe des Passes hatten wir sogar zwei Möglichkeiten: Eine alte und eine neue Strecke. Die neue Strecke ist etwa 10 Kilometer lang und ist gut ausgebaut. Die alte Strecke nimmt denselben Höhenunterschied auf der Hälfte der Strecke. Und sie ist schmal und wird nicht mehr gepflegt. Demzufolge wurde die Straße in den Navis bereits als „unbefestigt“ ausgewiesen.
Andreas und Martin entschieden sich für die neue Strecke. Ich suchte nochmal den Nervenkitzel und fuhr die alte Strecke hinunter.
Die alte Strecke war ungefähr so breit, so dass ein Auto gerade so drauf passte. In den Kehren musste ich oft in den ersten Gang runter. Generell war auf der kompletten Passage der zweite Gang der höchste den ich brauchte. Die Kehren waren sehr eng. Und der Straßenzustand war sehr schlecht. Überall lagen Steine und Holzreste herum. Stellenweise war die Straße weggebrochen. An diesen Stellen wurde nur notdürftig mit Schotter wieder aufgefüllt, so dass man wenigstens drüberfahren konnte. Die an manchen Stellen existierenden Geländer waren rostig und verbogen.
Lustigerweise haben Martin, Andreas und ich trotzdem ungefähr die selbe Zeit benötigt für den Abstieg. Wir kamen fast zeitgleich bei unserem vereinbarten Treffpunkt im Dorf am Fuß des Passes an.
Andreas hatte mittlerweile eine Bezeichnung für diese engen, schmalen Passstraßen: Geisterbahn.
Der Zoncolan war jedoch die letzte „Geisterbahn“ auf unserer Tour. Ab jetzt standen nur noch gut ausgebaute Passstraßen auf unserem Programm. Unsere Route führte uns über den Plöckenpass…
…zurück nach Österreich und weiter direkt auf die Großglockner-Hochalpenstraße.
Dort fing es beim Mauthäuschen auch tatsächlich an zu regnen. Das erste Mal überhaupt auf der Tour, dass ich meine Regenjacke angezogen habe.
Oben, kurz vor der Passhöhe hatten wir leider keine Fernsicht. Wir fuhren rüber zur Franz-Josefs-Höhe zum Gletscher.
Übernachtet haben wir im Wallackhaus, nur wenige Kilomter von der Passhöhe entfernt.
Abends wurde uns leckere Lasagne mit Süppchen, Salat und Nachspeise serviert.
Für die Nacht wurde Schnee vorhergesagt. Wir waren alle gespannt, was uns am nächsten Morgen erwarten würde.
Tag 6:
Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen stimmte mich trotz hauchdünner Schneeschicht auf dem Hausdach positiv. Es hatte zwar nur 2°C, aber die Sonne kam heraus.
Wir mussten allerdings unsere Sitzbänke vom Schnee befreien.
Für heute stand für mich der komplette Nachhauseweg auf dem Programm. Wir schauten, dass wir zeitig auf den Mopeds saßen.
Auf der Passhöhe am Hochtor hatten wir noch prima Wetter.
Aber kurz hinter der Passhöhe führt die Straße durch einen Tunnel. Und dahinter staute sich die gesamte Nebelsuppe. Ab hier war leider nichts mehr mit Fernsicht. Erst weiter passabwärts wurde es wieder etwas besser mit der Sicht.
Im weiteren Verlauf der Tour regnete es immer mal wieder ein bisschen.
Als letzten österreichischen, und erneut mautpflichtigen Pass, nahmen wir den Gerlospass unter die Räder. Die Passhöhe hat nichts zu bieten, außer das Mauthäuschen. Aber wenige Kilometer vor der Mautstation gibt es einen Parkplatz, der einen schönen Blick auf die Krimmler Wasserfälle.
Weitere Fotos habe ich leider keine mehr gemacht. Das Wetter wurde zunehmend schlechter. Wir hatten als Option noch die Zillertaler Höhenstraße im Programm. Aber angesichts des lausigen Wetters haben wir uns diese verkniffen. Außerdem hätte dies wahrscheinlich meinen heutigen Zeitrahmen gesprengt. Ich hatte ja noch locker 450 km vor mir.
Der Rückweg führte uns am Achensee vorbei zurück nach Deutschland, weiter über den Sylvenstein-Stausee entlang der Isar nach Wallgau (noch eine Mautstraße). Von Wallgau fuhren wir auf direktem Weg über den Walchensee, Kesselbergstraße, Kochelsee nach Penzberg zum Greeny.
Dort gab es ein freudiges Wiedersehen und einige nette Gespräche sowie einen Kaffee zur Stärkung.
Andreas blieb bei Greeny über Nacht und fuhr erst samstags nach Hause. Ich fuhr weiter mit Martin Richtung Augsburg und dort auf die A8. Die restlichen 260km ackerte ich mich durch zwei Staus und drei Regenfronten. Der Regen war zum Glück noch überschaubar, aber der letzte Stau auf Höhe des Stuttgarter Flughafens war die Pest.
Um 22:30 Uhr rollte ich nach einem Tagesritt von gut 650 Kilometer glücklich und ziemlich fertig zuhause in die Hofeinfahrt. Meine Membrane in den Mopedklamotten hatte gehalten. Ich blieb trocken.
Mit reichlich gesammelten Eindrücken von der „anderen“ Seite der Alpen, fiel ich ins Bett.
Am Tag darauf war erneut packen angesagt für den Urlaub mit der Familie. Dieser ist bislang sehr entschleunigend.
=== Ende der Geschichte ===
Ein paar Fotos mehr könnt Ihr auch über mein Flickr-Album
Alpenkratzen 2021 anschauen.
Viele Grüße,
Steffen