Am 11. Juli ging es also los mit dem Vogesenkratzen.
Pünktlich zum Start schwenkte allerdings auch das bislang sehr sonnige und trockene Wetter wieder um in feucht und etwas kühler.
Mein Plan bestand darin, vormittags loszufahren und über den Schwarzwald zum Arno zu fahren. Bei ihm wollte auch der Bayern-Express in Form von Stefan, seiner Freundin Babsi und seines Kumpels Steffen (2) vorbei rollen und ihn aufsammeln. Morgens brachte ich noch meine Tochter zur Schule (zu Fuß!). Beim Verlassen des Hauses fiel es uns beiden sofort auf: Es roch nach Regen. Der erste Kommentar meiner Tochter war auch prompt:"Es riecht nach Regen." Ja, wie recht sie doch hatte. Aber noch war es trocken. Also auf zur Schule, damit ich zeitig wieder nach Hause kam und mich umziehen und die Reise beginnen konnte.
Die ersten paar Kilometer waren noch trocken. Doch dann fing es langsam aber stetig an, zu tröpfeln. Meine Textilkombi kann zwar etwas Regen ab, die Membrane lässt leider ab einer bestimmten Menge Regen leider doch das Nass durch. Noch ging es. Aber als ich dann im Murgtal stand, und ich wusste, dass es ab sofort in höhere Gefilde gehen wird, entschloss ich mich, doch die Regenpelle drüber zu ziehen. Das war eine gute Entscheidung. Denn auch hoch oben auf dem Nordschwarzwald regnete es gemütlich vor sich hin. Nicht viel, aber beständig. Bei Freudenstadt entschloss ich mich, diverse geplante Schleifen auszulassen und direkt zu Arno zu fahren. Es waren ja nur noch ca. 40 Kilometer.
Wir trafen uns in Haslach in einer Bäckerei. Während ich auf Arno wartete gab es erstmal einen leckeren Kaffee und einen kleinen Nachmittags-Sandwich.
Arno kam ein paar Minuten später auch vorbei. Der Regen draußen hatte sich mittlerweile wieder verzogen. Die Regenpelle konnte wieder eingepackt werden.
Aufgrund diverser Baustellen und Umleitungen kam der Bayern-Express etwas von seinem geplanten Kurs ab. Somit sammelten wir die drei Gestrandeten ein paar Kilometer weiter südlich ein und fuhren gemeinsam den Rest der Route zu unserer Unterkunft in Xonrupt-Longemer.
Ein paar Stunden zuvor erreichte die Westfraktion, Andreas, Sylvia und JJ, die Ausläufer der Nordvogesen. Alle drei hatten die Anfahrt auf zwei Tage geplant, und waren somit bereits seit dem Tag davor, wenn auch auf unterschiedlichen Routen, unterwegs.
Gegen Abend erreichten wir unsere Unterkunft, die "Aubèrge du Saut des Cuves", die einigen von uns bereits bekannt war durch die Vogesen-Endurotouren der vergangenen Jahre.
Am nächsten Morgen sattelten wir uns auf für die erste Tour. Wir entschieden uns für die "Entdecker-Tour" aus der Motorrad 15/2019, die freitags zuvor herauskam und dort beschrieben wurde. Wer den Bericht kennt, dem dürfte dieses Haus bekannt vorkommen:
Dieser ehemalige Bahnhof und heute Unterkunft einer Guzzi-Werkstatt war das Aufhängerfoto des Berichts in der "Motorrad". Aber der Reihe nach.
Der erste höhere Col des Tages musste natürlich abgelichtet werden:
Nicht allzu weit entfernt kam auch schon der nächste Col, der "Col du Ballon d'Alsace".
Hier hatte ich Zeit für eine kleine Foto-Session.
Das sind die Vogesenkratzer:
Stefan auf Honda Transalp und Babsi auf BMW F700 GS.
Steffen 2 auf Kawa Versys.
Andreas auf BMW F850 GS.
Sylvia auf BMW F700 GS.
Arno auf Honda XRV 750 Africa Twin
...und JJ auf Harley Davidson XR 1200.
Der Fahrer ist mir auf dem Foto leider abhanden gekommen. Aber ich kann versichern, dass er dabei gewesen ist.
Unsere Route machte südlich des Passes eine große Schleife und führte uns erneut auf den Col du Ballon d'Alsace. Da wir ansonsten kaum von den Mopeds stiegen, hatte ich leider auch keine Gelegenheit, Fotos zu machen. Wer mit Stefan unterwegs ist weiß, dass man sich auf das Fahren zu konzentrieren hat. Sight Seeing wird überbewertet.
Mein Stahlpferd vor der Aubèrge du Ballon d'Alsace:
Wir warten auf die anderen, die nochmal eine kleine extra Runde gedreht haben.
Da kommen sie auch schon.
Africa Twins sind super Bikes. Daher: Alles gut.
Unterwegs fuhren wir noch über den Col du Morbieux, einen kleinen, etwas versteckten Pass im Wald. Am Ende der Straße sah ich dann den alten Bahnhof bzw. die Guzzi Werkstatt. Da ich allerdings am Ende der Gruppe fuhr, hatte ich keine Gelegenheit, ein Foto zu machen, da Stefan bereits um die Ecke verschwunden war, bevor ich das Haus erblickte.
Das Résumee am Abend. Nette Tour, aber mit nur wenigen Highlights. Vermutlich konnten wir der Tour deshalb weniger abgewinnen als die MOTORRAD, weil bei uns die Straße im Vordergrund stand und nicht die Gegebenheiten am Wegesrand. Aber macht ja nichts. Das war ja erst der Einstieg, und mit 190 km die kürzeste unserer geplanten Routen.
Am nächsten Morgen:
Fröhliche Stimmung.
Die heutige Tour führte uns auch überwiegend in südliche Richtung. Auf dem Plan stand eine Tour, die ich vom Murgtaldomi-Andi bekommen hatte. Es stand auch etwas Schotter auf dem Programm, wobei wir noch nicht wussten wie anspruchsvoll diese Passage werden würde.
Zunächst parkten wir an dieser Mauer...
...die zu diesem Soldatenfriedhof gehört...
...der wiederum an dieser Weggabelung liegt:
Ein Stückchen weiter... schon wieder ein kleiner verwunschener Col:
Als wir dann irgendwann eine kleine Straße entlangfuhren, die allmählich immer schlechter wurde und schließlich in einen Schotterweg überging, kam sogar unser Rallye-Spezialist Stefan ins Grübeln, ob wir uns das wirklich antun wollten. Der Schotter war zwar nicht zu grob, aber die Wege gingen passartig steil den Berg hinauf. Zu steil für unser aller straßenorientiertes Profil. Es machte hierbei keinen Unterschied, ob Honda, BMW, Kawa oder das Schwermetall aus Milwaukee. Wir entschlossen uns, den Weg nicht zu fahren und blieben stattdessen auf den teerhaltigen Verkehrswegen.
Pause... irgendwo... auf einem Parkplatz entlang der Straße:
Diese Tour führte uns erneut über den Col du Morbieux. Dabei schüttelte JJs Eisenhaufen ein essentielles Teil von sich, das ihm die Weiterfahrt erschwerte: Das vordere Ende des Schalthebels. JJs Stiefel schalteten somit erstmal ins Leere. Da hinter JJ nur noch Arno und ich fuhren, sprachen wir uns ab, dass Arno bei JJ bleibt und ich den anderen Bescheid gebe.
Somit hatte ich Gelegenheit, das schöne ehemalige Bahnhofsgebäude abzulichten und im Café gegenüber einen Espresso zu trinken, während Stefan und Arno JJs Harley mit Schraube und Isolierband wieder fit machten.
Am Ende des Tages zeigte mein Tageskilometerzähler knapp 300 km an.
Am dritten und letzten Tag wollten wir die Route des Crêtes komplett abfahren. Das Regenradar sagte allerdings nichts Gutes voraus. Aber wir versuchten unser Glück und wollten schauen wie weit wir kommen. Morgens war das Wetter noch sonnig und angenehm.
Wir fuhren also zunächst nach Sainte-Marie-aux-Mines, dem nördlichen Einstieg der Gebirgskammstrecke. Von dort schraubt sich die Route hinauf auf die höchsten Erhebungen der Vogesen und führt gut 90 Kilometer durch so ziemlich null Dörfer bis an ihr südliches Ende in Cernay.
Pause auf dem Col des Bagenelles.
Danach zog sich der Himmel aber leider zu. Wir schafften es noch bis zum Col de la Schlucht. Dort wollten wir über Mittag das Regenwetter aussitzen.
Allerdings kam es dann, während wir hier
*Achtung! Reim.* saßen und aßen
*Ende des Reims* richtig dicke von oben herunter. Daher entschlossen wir uns, nachdem wir gemütlich zu Ende gegessen hatten, zurück ins Hotel zu fahren und die Tour für heute zu beenden. Wir hatten vom Schlucht aus nur ca. 15 Kilometer zu fahren.
Kaum unten in Xonrupt angekommen, waren die Straßen erstaunlicherweise relativ trocken. Ein Teil von uns entschloss sich, eine "Regensachen-Trockenrunde" zu fahren. Böser Fehler. Kaum waren wir aus dem Ort wieder draußen, fing es erneut an zu regnen. Wir hatten offenbar nur eine sehr kleine regenfreie Zone erwischt. Wir fuhren die 20km-Runde noch zu Ende. Im Hotel angekommen, war es mittlerweile auch dort nass.
Also machten wir das Beste aus der Situation und hockten uns in den überdachten Bereich vor Steffen2 und JJs Zimmer und tranken Bier und aßen Chips.
Und während der Regen um uns herum niederprasselte, redeten wir ganz viel Benzin und erzählten uns Männergeschichten.
Gegen später wechselten wir an den Kickertisch und drehten dort an "alternativen Griffen" (siehe hierzu auch
Kein Beitrag 3.0 S. 343).
Somit gingen auch diese wirklich schönen Tage mit spannendem Wetter viel zu schnell zu Ende. Die Gruppe teilte sich wieder auf. Der Bayern-Express und Arno fuhren Richtung Osten, die Westfraktion in Form von Andreas und Sylvia nach Norden und JJ auf alternativen Wegen auch in Richtung Norden. Er hatte den längsten Weg noch vor sich, denn er wollte abends wieder zuhause sein, während Abndreas und Sylvia nochmal einen Zwischenstopp einlegten. Ich begleitete JJ auf seinem Rückweg noch bis Höhe Saverne, ehe sich auch unere Wege trennten und ich mich in Richtung Nord-Osten orientieren musste.
Zuvor gab es noch einen Abschiedskaffee und eine Routenkorrektur für JJs Navi.
Fazit: Schee war's.
Also mir hat es richtig gut gefallen. Das Wetter hat an zwei halben Tagen nicht mitgespielt, aber dafür hatten wir an den anderen 3 + 2 * 1/2 Tagen perfektes Motorradwetter.
Auch durfte ich zum ersten Mal in meinem Leben Harley fahren und weiß jetzt was die Vibrationen so alles mit einem anstellen.
Im Gegenzug durfte JJ auf meinem Altherrenmoped Platz nehmen und sich von dem formidablen Fahrwerk, dem durchzugsstarken Motor, dem schönen Sound und am DCT erfreuen.
Danke an Euch, die dabei gewesen sind. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
Gruß,
Steffen